Die Abbildung zeigt einen Querschnitt durch das männliche Becken mit Lage der Prostata, Harnblase und der Harnröhre.

Krebs

Prostatakrebs

Die bösartige Veränderung der Prostata, das Prostatakarzinom, ist die häufigste Krebsart bei Männern. Vor allem ältere Männer sind davon betroffen: Mehr als 90 Prozent der Patienten sind älter als 60 Jahre.

Von Markus Schall

Was ist die Prostata?

Die Prostata oder auch Vorsteherdrüse ist etwa walnussgroß und gehört zu den männlichen Fortpflanzungsorganen. Sie liegt tief im Becken des Mannes. Bei einem 20-Jährigen wiegt sie etwa 20 Gramm.

Im Alter vergrößert sie sich meist und wiegt bei einem 80-Jährigen dann etwa 60 Gramm. Sie grenzt nach oben an die Harnblase und nach hinten direkt an den Enddarm.

Diese unmittelbare Nähe zum Darm wird bei der Tastuntersuchung der Prostata ausgenutzt. Durch die Prostata hindurch ziehen sich die Harnröhre und das Ende des Samenleiters. Deshalb kann sich eine Größenveränderung der Prostata sowohl auf das Wasserlassen als auch auf den Samenerguss auswirken.

Die Prostata enthält nicht nur etwa 30 bis 50 kleine Drüsen, sondern auch Bindegewebe und Muskulatur, die für die Entleerung von Drüsenflüssigkeit verantwortlich ist.

Diese Flüssigkeit transportiert das in den Hoden produzierte Sperma und macht es beweglicher. Außerdem sorgt die Prostataflüssigkeit dafür, dass das saure Milieu der Scheide kurzfristig neutralisiert wird.

Zusätzlich produziert die Prostata eine Substanz namens Prostata-spezifisches Antigen (PSA), die den Samen verflüssigt. PSA ist ein Glykoprotein und wird ausschließlich im Gewebe der Prostata produziert. Jede Erkrankung der Prostata kann zu einer Erhöhung des PSA-Wertes im Blut führen.

Warum entsteht Prostatakrebs?

Die Ursachen für Prostatakrebs sind nur zum Teil erforscht. Allerdings weiß man inzwischen, dass das zunehmende Alter einer der wichtigsten Faktoren ist. Besonders ab 65 Jahren steigt das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Doch nicht jedes Prostatakarzinom ist aggressiv.

Schon im jungen Alter tragen viele Männer mikroskopisch kleine Krebsherde in sich, die auch im fortschreitendem Alter in einer Art Ruhezustand bleiben oder nur sehr langsam wachsen.

Diese Krebsart nennen die Fachleute latentes oder auch stilles Prostatakarzinom. Warum Prostatakrebs bei vielen latent bleibt, bei anderen aber aggressiv wird und Tumore bildet, ist weitgehend unbekannt.

Mehrere Studien belegen, dass neben dem Alter und der Vererbung auch die Ernährung ein entscheidender Faktor für das Erkrankungsrisiko ist. Vor allem der übermäßige Konsum von tierischen Fetten fördert die Entstehung von Prostatakrebs. Sie sollten möglichst durch mehrfach ungesättigte Pflanzenfette ersetzt werden.

Generell empfehlen Krebsforscher eine vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung, die auch sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe umfasst. Soja und Leinsamen zum Beispiel enthalten besonders viel davon.

Seit Längerem ist bekannt, dass das männliche Geschlechtshormon Testosteron einen wesentlichen Einfluss auf die Entstehung von Prostatakrebs hat. So erkranken beispielsweise diejenigen Männer nicht an Prostatakrebs, die in jungen Jahren beide Hoden verloren haben.

Außerdem belegen inzwischen zahlreiche Studien, dass Testosteron das Wachstum eines bereits bestehenden Prostatakrebses beschleunigt. Deshalb ist auch die Hormontherapie eine mögliche Behandlungsform.

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Die frühe Diagnose ist entscheidend

Im heilbaren Frühstadium merken die Betroffenen noch nichts von ihrer Erkrankung. Deswegen sterben so viele Patienten an Prostatakrebs. Dabei ist er in fast allen Fällen heilbar, wenn er früh genug erkannt wird.

Aus diesem Grund ist die Früherkennung nach wie vor das wichtigste und beste Mittel im Kampf gegen den Prostatakrebs. Je früher Prostatakrebs erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen.

Heute verfügen Ärzte über ein einfaches Mittel, mit dem sie Prostatakrebs frühzeitig erkennen können – oftmals Jahre vor den ersten Symptomen.

Der sogenannte PSA-Test gibt Auskunft darüber, ob sich der Eiweißstoff PSA im Blut des Patienten befindet. Weil dieser Stoff nur im Prostatagewebe produziert wird, finden sich normalerweise keine oder nur sehr geringe Mengen im Blut.

Zwar steigt die PSA-Konzentration auch durch eine gutartige Vergrößerung oder eine Entzündung der Prostata an. Dennoch ist dieser einfache Bluttest ein gutes diagnostisches Hilfsmittel, um früh auf eine eventuelle Krebserkrankung hinzuweisen.

Allerdings ist der Test umstritten, da nur etwa zehn Prozent der positiv getesteten Patienten tatsächlich an Prostatakrebs erkrankt sind. Grundsätzlich sollten PSA-Werte über vier Nanogramm pro Milliliter (ein Nanogramm ist ein Milliardstel Gramm) weitere Untersuchungen nach sich ziehen.

Der erste Schritt zur endgültigen Diagnosesicherung ist eine Gewebeentnahme (Biopsie). Im Falle einer Krebserkrankung erlaubt sie eine genaue Bestimmung des Tumorstadiums.

Die Biopsie ist ungefährlich und beeinflusst das Wachstumsverhalten des Tumors nicht. Auch ist die Angst unbegründet, dass durch die Gewebeentnahme Tumorzellen in andere Bereiche des Körpers ausgeschwemmt werden.

In manchen Fällen können auch Ultraschalluntersuchungen oder Computertomogramme der Prostata die Diagnose absichern und präzisieren.

Therapie: Operation, Strahlentherapie oder Hormonblockade

Im Falle einer Prostatakrebserkrankung stehen drei klassische Therapien im Vordergrund: die operative Entfernung der Prostata, eine Strahlentherapie oder die Hormonblockade. Idealerweise beraten Onkologen, Radiologen und Urologen gemeinschaftlich, welche Therapieform im Einzelfall die geeignetste ist.

Generell sollte sich jeder Patient vorab ausführlich über Vor- und Nachteile der einzelnen Therapiemöglichkeiten informieren und erst dann im Einvernehmen mit den beteiligten Ärzten eine für sich akzeptable Entscheidung treffen.

Spezifische Nebenwirkungen der jeweiligen Therapie, aber auch Meinung und Ängste des Patienten sollten in den Entscheidungsprozess einbezogen werden.

Wichtig zu wissen ist, dass Prostatakrebs nur langsam wächst. Entscheidungen müssen deshalb nicht übereilt getroffen werden. Ein vertrauensvoller Dialog zwischen Ärzten und Patient sollte stets die Grundlage für alle weiteren Schritte sein.

So hat die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt, dass gut informierte und aufgeklärte Patienten bessere Heilungschancen haben, weil sie aktiv an ihrer Genesung mitarbeiten können.

Welche Therapie für den einzelnen die richtige ist, hängt von vielen Faktoren ab. Ein wichtiges Kriterium ist beispielsweise, wie weit sich der Krebs bereits ausgebreitet hat. Hierfür verwenden die Fachärzte eine Stadieneinteilung, die die Tumorgröße an sich, die Zahl und Lage von betroffenen Lymphknoten und das Auftreten von Metastasen außerhalb der Prostata berücksichtigt.

Eine radikale Operation, die die Prostata vollständig entfernt (Prostatektomie), ist zum Beispiel nur bei Patienten sinnvoll, bei denen der Tumor noch innerhalb der Prostata liegt. Haben sich auch außerhalb der Prostata bereits Metastasen gebildet, kann die Bestrahlung oder die Hormonblockade die Therapie der ersten Wahl sein.

Ein Team von mehreren Ärzten mit Mundschutz und Operationskleidung bei einer Operation.

Prostata-Operation in einem Klinikum

Gutartige Prostata-Vergrößerungen

Übermäßiger Harndrang und ein abgeschwächter Harnstrahl können Hinweise für Prostataerkrankungen sein. Doch das muss nicht bedeuten, dass es sich um bösartigen Prostatakrebs handelt.

Eine gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie oder kurz BPH) kommt bei etwa zwei Dritteln der älteren Männer vor und ist damit eine typische Alterserkrankung des Mannes.

Im Anfangsstadium bleiben diese gutartigen Wucherungen meistens unbemerkt. Erst mit der Zeit treten die typischen Probleme beim Wasserlassen auf, weil das wachsende Gewebe die Harnröhre einengt.

Werden die Wucherungen früh entdeckt, reicht oft eine medikamentöse Behandlung, um die Symptome zu lindern. Nur im fortgeschrittenen Stadium müssen in manchen Fällen Teile der Prostata über die Harnröhre entfernt werden.

(Erstveröffentlichung: 2003. Letzte Aktualisierung: 18.01.2021)

Quelle: WDR

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