Groißaufnahme: Ein Mädchen fasst sich an den Bauch und hält in der anderen Hand ein Glas Milch

Unverträglichkeit von Lebensmitteln

Milchunverträglichkeit – Laktose-Intoleranz

Bundesweit sind mehrere Millionen Menschen von einer Laktose-Intoleranz betroffen. Damit ist diese Nahrungsmittel-Unverträglichkeit die am weitesten verbreitete.

Von Natalie Muntermann und Corinna Wawrzyniak

Ein Enzym entscheidet

Es gibt einen Baustein in der Milch, der manchen Menschen zu schaffen macht: der Milchzucker. Um diese sogenannte Laktose zu verarbeiten, braucht der Körper ein Enzym, das den Milchzucker spaltet: die Laktase.

Da Laktose nur in der Milch vorkommt, wird die Laktase eigentlich nur im Säuglingsalter zur Verdauung benötigt. Deshalb ist unser Körper darauf programmiert, die Herstellung dieses Enzyms spätestens im dritten Lebensjahr einzustellen, denn dann ist ein Kind normalerweise entwöhnt.

Bei Erwachsenen wird die Laktase also nicht mehr oder nur in geringem Umfang produziert. Die Folge: Milchzucker kann nicht mehr abgebaut werden. Durchfall und Blähungen sind dann die unangenehmen Folgen. Egal, ob der Betroffene Kuh-, Schaf- oder Ziegenmilch getrunken hat, entscheidend ist immer der Milchzucker.

Die Milchunverträglichkeit im Erwachsenenalter ist also nichts Außergewöhnliches. Doch manche Menschen haben im Laufe der Evolution die Fähigkeit entwickelt, Milchzucker im Alter abzubauen. Als die Menschen vor rund 10.000 Jahren mit der Viehhaltung anfingen, stand eine neue, bis dahin nicht genutzte Nährstoffquelle zur Verfügung: die tierische Milch.

Um sie für sich zu nutzen, bilden manche Menschen das Enzym Laktase auch über das Säuglingsalter hinaus. Sie kommen überwiegend aus dem nördlichen und mittleren Europa, sind aber – weltweit gesehen – in der Minderheit.

Südeuropäer, Afrikaner und Asiaten stellen die Laktase-Herstellung nach dem Säuglingsalter dagegen ein. Grobe Schätzungen besagen, dass etwa 75 Prozent der Erdbevölkerung Milchzucker nicht verträgt und eine sogenannte Laktose-Intoleranz hat.

Milch wird in ein Glas geschüttet

Nicht jeder verträgt Milch

Laktosefreie Milch und Enzympräparate

Es dauert oft Jahre, bis Betroffene herausfinden, warum es ihnen schlecht geht. Damit Betroffene nicht auf Milch verzichten müssen, haben sich Wissenschaftler und Nahrungsmittelindustrie schon viel einfallen lassen.

Es gibt laktosefreie Milch und sogar Enzympräparate, mit deren Hilfe der Milchzucker dann doch gespalten werden kann. Sogar Selbsthilfegruppen von Betroffenen, die Rezepte und Tipps austauschen, sind entstanden.

Laktoseunverträglichkeit: Wie bekommt man sie in den Griff?

Planet Wissen 02.03.2022 03:08 Min. UT Verfügbar bis 15.09.2025 WDR Von Carsten Linder

Unterschiedlicher Laktosegehalt

Ist die Ursache für Übelkeit, Durchfall und Blähungen erst einmal gefunden, hat dieses Wissen bei vielen Betroffenen sogar einen positiven Nebeneffekt: Sie ernähren sich bewusster und leben nicht ungesünder ohne Milch.

Und: Menschen, die nur eine schwache Laktose-Intoleranz haben, müssen nicht unbedingt auf alle Milchprodukte verzichten. Für diese Menschen gilt als grobe Faustregel: Milch und junger Käse sollten beispielsweise gemieden werden, alter Käse und Joghurt hingegen können in der Regel gegessen werden, denn sie weisen aufgrund ihrer Weiterverarbeitung einen weitaus geringeren Anteil von Milchzucker auf.

Je länger der Reifungsprozess eines Käses dauert, desto geringer ist sein Laktosegehalt. Dies hängt mit Bakterien zusammen, die im Laufe der Zeit den Milchzucker abbauen. Wer jedoch sehr empfindlich auf Laktose reagiert, sollte generell alle Milchprodukte meiden und auf Ersatzlebensmittel ausweichen. Dies kann zum Beispiel Mandel-, Soja- oder Reismilch sein.

(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 19.03.2020)

Quelle: WDR

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