Tiere im Nationalpark Eifel

Planet Wissen 31.07.2023 02:44 Min. UT Verfügbar bis 18.10.2026 WDR

Eifel

Nationalpark Eifel

Im Nationalpark Eifel entsteht auf einer Fläche von 11.000 Hektar der Urwald von morgen. Das Motto des Großschutzgebiets: die "Natur Natur sein lassen".

Von Sandra Kampmann

Urwald Nationalpark: Buche her – Fichte weg

Der 2004 gegründete Nationalpark liegt im nordrheinwestfälischen Teil der Eifel. Dieses Gebiet, die Rureifel, besticht durch tief eingeschnittene Flusstäler der Rur und ihrer Nebenbäche, durch ausgedehnte Wälder und große Talsperren.

Aber der Nationalpark hat auch geschichtlich Interessantes zu bieten: Die einstige NS-Ordensburg Vogelsang erinnert an ein düsteres Kapitel deutscher Geschichte.

Das Besondere im Nationalpark Eifel sind die Laubwälder. Momentan machen sie nur ein Drittel der Parkfläche aus. Das soll sich aber in den nächsten Jahrzehnten ändern.

Geplant ist, dass im Nationalpark ein sich selbst überlassener Urwald entstehen soll. Eine besondere Rolle kommt dabei der Buche zu: Dieser Baum bildet den Hauptanteil der Waldvegetation in der Eifel – sieht man von den standortuntypischen Fichtenmonokulturen ab, die einst die Preußen in die Eifel brachten.

Ein Holzschild kennzeichnet die Grenze des Nationalparks.

Natur Natur sein lassen

Die Fichten machen momentan noch rund 40 Prozent der Bewaldung aus. Die Nationalpark-Förster versuchen jedoch ihre Ausbreitung einzudämmen, indem sie bewusst Laubbäume in den von Fichten dominierten Bereichen anpflanzen.

Die Rotbuche wächst besonders gut im Nationalpark, da sie saure Böden bevorzugt. Neben der Buche sind die Eichenwälder von großer Bedeutung. Sie wachsen vor allem an den sonnenverwöhnten, steileren Südhängen im Urfttal.

Abgesehen von den Wäldern hat der Nationalpark noch andere Biotope zu bieten: Im Frühjahr blühen die Berg- und Nasswiesen in bunter Pracht. Die ausgedehnten Weiden und Wiesen in den breiteren Bachtälern stehen voll mit wilden Narzissen. Hier blühen auch Bärwurz, Hirschfarn und viele andere Kräuter und Wildblumen.

Einen weitschweifenden Blick über den Nationalpark bietet sich dem Wanderer von der Dreiborner Hochfläche bei Vogelsang. Allerdings findet man hier keine artenreiche Wiesenvegetation – das ist den Bodenverletzungen durch das Militär zu verdanken.

Bis 2006 war ein Teil des heutigen Nationalparks Truppenübungsplatz der belgischen Armee, was wiederum mit der Geschichte der Ordensburg Vogelsang zusammenhängt.

Ginsterbüsche auf der Dreiborner Hochfläche.

Die karge Hochfläche von Dreiborn

NS-Vergangenheit im Nationalpark

Die Ordensburg der Nationalsozialisten wurde 1934 nach den Plänen des Kölner Architekten Clemens Klotz erbaut. Sie war eine von drei NSDAP-Elite-Schmieden, die Adolf Hitler neben Crössinsee in Pommern und Sonthofen im Allgäu erbauen ließ.

Die jungen Männer erhielten in Vogelsang sowohl eine umfassende militärische und sportliche Ausbildung als auch Unterricht in der NS-Rassenideologie.

Gebäude der ehemaligen NS-Ordnesburg Vogelsang.

Die NS-Ordensburg Vogelsang

Die Burg diente allerdings nur drei Jahre lang, zwischen 1936 und 1939, als Schulungsstätte für den Nachwuchs der NS-Kader. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde sie der Wehrmacht übergeben, die dort zweimal ein Truppenquartier für ihre Feldzüge einrichtete.

Nach dem Krieg beschlagnahmten zunächst die Briten das Gebiet um die einstige Ordensburg, bevor es 1950 von den Belgiern als militärisches Sperrgebiet übernommen wurde.

Vogelsang: NS-Vergangenheit im Nationalpark

Planet Wissen 31.07.2023 05:07 Min. UT Verfügbar bis 18.10.2026 WDR

Opfer dieser militärischen Nutzung wurden die Bewohner des nahe gelegenen Dorfes Wollseifen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Einwohner gerade die Trümmer des Krieges beseitigt, als sie ihr Dorf für immer verlassen mussten, weil die Belgier das Gebiet des Dorfes als Truppenübungsplatz und die Häuser als Übungsziel nutzen wollten.

Heute kann man die Ruinen des verlassenen Dorfes und die Übungskasernen der belgischen Armee auf einer Wanderung durch den Nationalpark besuchen.

Kirchenruine vor wolkenverhangenem Himmel.

Die Ruine der Kirche von Wollseifen

Talsperren und Flusstäler

Die Eifel ist nicht nur Wald-, sondern auch Wasserland. Ohne diese Lebensader wäre der Nationalpark Eifel nicht denkbar. Denn neben Wald und Wildnis stellt das Wasser eines der Hauptmerkmale des Schutzgebietes dar. Zum einen gibt es die großen Talsperren (Urft und Rur), die vom Menschen geschaffen wurden.

Zum anderen durchziehen zahlreiche Bäche und Flüsse die Landschaft, die wiederum wichtige Biotope und Lebensräume im Nationalpark darstellen. Hier findet man beispielsweise die Bachforelle, das in Nordrhein-Westfalen gefährdete Bachneunauge sowie die seltene Flussperlmuschel.

Blick über bewaldete Hügel auf den Rursee.

Der Rursee ist ein beliebtes Ausflugsziel

Auch Biber und Kreuzkröte haben in den stillen Gewässern des Nationalparks wieder ein Zuhause gefunden. Das Rotwild hingegen bevorzugt die offenen Flächen der Dreiborner Hochfläche, während die Wälder von zahlreichen Vogelarten, Reptilien und Insekten bewohnt werden.

Etwa 11.000 Tier- und Pflanzenarten sind im Nationalpark beheimatet, davon rund 2500 bedrohte Arten. Ein besonders gern gesehener Gast ist die Wildkatze, die um 1900 beinahe ausgestorben war. Doch heute gibt es wieder rund 50 der scheuen Tiere im Nationalpark. In der gesamten Eifel schätzen Experten den Bestand mittlerweile auf circa 1000 Tiere.

Eine Wildkatze im Schnee.

Die Wildkatze ist zurückgekehrt

(Erstveröffentlichung 2009, letzte Aktualisierung 22.03.2018)

Quelle: SWR

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