Acker mit Johannisbrotbaum.

Mallorca

Johannisbrotbaum

Von Andrea Schultens

Johannisbrotbäume gehören zu den wichtigsten Nutzpflanzen des Mittelmeerraumes. Als Johannes der Täufer sich hungrig durch die Wüste quälte, sollen ihm die süßen Früchte das Überleben gesichert haben – daher der Name. Einer anderen Legende nach stammt er vom Johanniterorden, dessen Mönche erstmalig Johannisbrotbäume angebaut haben sollen.

Die Frucht sieht einer Bohnenschote ähnlich, sie ist voller Vitamine und Mineralien und vielseitig verwendbar. Durch den natürlichen Zuckergehalt von über 40 Prozent eignet sie sich besonders zur Konservierung von Früchten und zur Herstellung von Sirup.

Das Pulver der getrockneten und gemahlenen Frucht enthält kein Koffein und deutlich weniger Fett als Kakao. Deshalb benutzen es Allergiker oder Migränepatienten, die einige Stoffe des Kakaos nicht vertragen, als Kakaoersatz.

Es ist Zusatzstoff in diätetischen Nahrungsmitteln und kalorienarmer Quellstoff für die Backwarenindustrie. Zudem hilft es gegen Beschwerden wie Durchfall und Entzündungen der Magenschleimhaut. Und es ist Zutat in vielen Bio-Nahrungsmitteln, zum Beispiel in Keksen, Brotaufstrichen und Müslischnitten.

Häufiger noch als die Frucht selbst werden mittlerweile die gemahlenen Kerne des Baumes genutzt. In der Nahrungsmittelindustrie helfen sie als Ersatz- und Zusatzstoff: Sie sind Stabilisator und Dickungsmittel.

Das Mehl der rundlichen bis eiförmigen Fruchtkerne gibt Suppen und Getränken die verlangte Konsistenz und Dickflüssigkeit und dient bei Fleischpasteten, Frischkäse und Pudding sowie bei Tierfutter als Bindemittel.

Aber auch in Salben oder Gesichtspuder ist das festigende Johanniskernmehl verarbeitet. Es ist also vielseitig verwendbar, wird von der Bau- über die Textil-, Chemie- und Papierindustrie bis hin zur Herstellung von kosmetischen, pharmazeutischen und chemischen Produkten genutzt.

Eine in der Natur einzigartige Eigenschaft gibt den Kernen des Johannisbrotbaumes eine weitere Verwendung: Unabhängig von Größe oder Form haben alle Kerne exakt das gleiche Gewicht, nämlich 0,2 Gramm. Diese 0,2 Gramm werden deshalb seit mehr als 1000 Jahren als Maßeinheit verwendet.

Früher waren die Kerne Apotheker- und Juweliergewichte. Noch heute existiert dieses Gewichtsmaß, vor allem bei Gold, Silber und Edelsteinen – und zwar unter der Bezeichnung "Karat" (Abkürzung: ct). Ein Karat entspricht genau dem Gewicht eines Johannisbrotbaum-Kerns, also 0,2 Gramm.

Wie das Gewicht geht auch der Name "Karat" auf den Johannisbrotbaum zurück: Wissenschaftlich heißt der Baum Ceratonia Siliqua. Der Name ist genau wie das Wort "Karat" abgeleitet von "kerátion"; das ist das griechische Wort für "kleines Horn" oder "Hörnchen" und bezieht sich auf die hörnchenförmige Schote des Johannisbrotbaumes.

Aber Vorsicht: Das Gewichtsmaß "Karat" ist nicht zu verwechseln mit dem Karat, das für Goldlegierungen angegeben wird. Dieses Karat gibt den Anteil reinen Goldes in einer Goldlegierung an.

(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 28.09.2020)

Quelle: WDR

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