Wüsten der Welt

Von Sophie Brach

Die verschiedenen Gesichter der Trockenlandschaften

Sie wird auch das "Meer ohne Wasser" genannt: Die Sahara ist mit mehr als neun Millionen Quadratmetern Fläche die größte Trockenwüste der Welt und fast so groß wie China. Sie erstreckt sich in Nordafrika quer über den Kontinent und damit über elf Länder. Obwohl wir bei Wüsten oft zuerst an große Sanddünen denken, ist die Landschaft der Sahara vielfältiger. Sie besteht vor allem aus Steinen und Geröll und nur zu einem geringen Teil aus Sand. Das libysche Gebiet der Sahara ist größtenteils von Kalksteinen bedeckt, in denen einige grüne Oasen versteckt liegen.

Trockener geht es auf dieser Welt kaum: In der Atacamawüste in Chile fällt im Durchschnitt nur ein halber Millimeter Regen oder Schnee pro Jahr. Die Region liegt im Regenschatten der Anden. Wenn es dann aber doch einmal längere Schauer gibt, können in der Wüste massenweise bunte Blumen sprießen. In den höheren Regionen der Wüste sind außerdem Lagunen, große Salzseen und zischende Geysire zu finden.

In der nördlichsten Wüstensteppe der Welt, der Wüste Gobi, kann es nicht nur glühend heiß, sondern auch eiskalt werden. Das Gebiet von der südlichen Mongolei bis zum Norden Chinas zeichnet sich durch enorme Temperaturschwankungen aus. So können die Steppen, Sanddünen und Berge durchaus mal mit einer Schicht Schnee bedeckt sein. Wegen der anhaltenden Wüstenbildung, auch Desertifikation genannt, breitet sich die Wüste Gobi immer weiter aus. Mittlerweile bedeckt die Binnenwüste fast 30 Prozent der gesamten Mongolei.

54 Grad Celsius: Das ist die heißeste Lufttemperatur, die jemals gemessen wurde, und zwar in der Mojave-Wüste. Sie liegt in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Arizona, Utah und Nevada. Der Hitzerekord wurde dabei im Death Valley Nationalpark gebrochen. Das "Tal des Todes" liegt fast 90 Meter unter dem Meeresspiegel und ist umgeben von Gebirgsketten. So kann sich die Hitze besonders gut stauen.

In Europa gibt es bisher nur eine Wüste, die streng genommen sogar nur eine Halbwüste ist: die Desierto de Tabernas. Sie fällt deswegen in die Kategorie Halbwüsten, weil dort etwas mehr Regen fällt als in echten Wüsten. Die Desierto de Tabernas befindet sich in der spanischen Region Andalusien und ist mit knapp 280 Quadratkilometern Fläche vergleichsweise klein. Dafür ist sie aber ein echter Hollywood-Star: In der Wüste wurden schon Filme wie "Indiana Jones", "Lawrence von Arabien" und "Spiel mir das Lied vom Tod" gedreht.

Rund 650.000 Quadratkilometer voller Dünen: Auf einer Fläche, in die Deutschland fast zwei Mal hereinpasst, erstreckt sich Rub al-Khali, die größte Sandwüste der Welt. Sie nimmt fast ein Viertel der Arabischen Halbinsel ein und liegt damit in vier Ländern: in Saudi-Arabien, im Jemen, im Oman und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Übersetzt heißt Rub al-Khali "leeres Viertel", weil sie wegen des Wassermangels kaum bewohnt ist.

Wüsten müssen nicht zwingend heiß sein. Der Beweis dafür sind die antarktischen Trockentäler, die zu den Polarwüsten zählen. Hier können die Temperaturen auf bis zu minus 50 Grad Celsius fallen. Gleichzeitig sind die Täler die regenärmsten Orte der Welt. Im Gegensatz zum Rest der Antarktis ist der Boden der Täler also eis- und schneefrei – und das vermutlich seit Millionen von Jahren. Grund dafür ist die Transantarktische Bergkette, die die Täler abschirmt und vor Niederschlag bewahrt.

Als zweittrockenster Kontinent nach der Antarktis besteht Australien zu fast einem Fünftel aus Wüstenlandschaft. Damit gehört die australische Wüste zusammen mit der Sahara und der Antarktis zu den größten Wüstengebieten der Welt. Die Wüste auf dem australischen Festland setzt sich genaugenommen aus zehn einzelnen Wüsten zusammen. Dazu gehören unter anderem die Great Victoria Wüste, die Gibson-Wüste und die Simpson-Wüste, in der sich auch eine der längsten Sanddünen der Erde befindet. Dabei gibt es in der australischen Wüste sowohl Gebiete aus rot schimmerndem Sand als auch Steinwüsten, Buschlandschaften und Salzseen.

Wüsten und Feuchtigkeit – passt das zusammen? In der südwestafrikanischen Namib-Wüste schon. Sie ist nämlich eine der wenigen Nebelwüsten auf der Welt. Die Feuchtigkeit kommt vom Atlantik, der direkt an die Wüste grenzt. Durch eine kalte Meeresströmung entsteht eine sehr stabile Wetterlage. Das kalte Wasser kühlt die Luftmassen über dem Meer ab. Treffen diese aufs Land, lagern sich die kalten Luftmassen unter den warmen Luftmassen ab. Es kommt zu einer sogenannten Inversionswetterlage, die größere Niederschlagsmengen unmöglich macht. Es bildet sich allerdings in Küstennähe Dunst, der vom Seewind aufs Land getrieben wird. An manchen Orten in der Namib-Wüste kommt es deshalb zu bis zu 300 Nebeltagen im Jahr. Es gibt aber noch eine weitere Besonderheit, die die Wüste in Namibia, Südafrika und Angola auszeichnet: Mit rund 80 Millionen Jahren ist sie die älteste Wüste der Welt.

Schnee und Eis weit und breit: Auch das frostige Grönland hat Wüsten zu bieten, nämlich Eiswüsten. Sie befinden sich vor allem im Inneren der Insel und entlang der Ostküste. Nach der Antarktis hat Grönland das zweitgrößte Eisschild der Welt – mit fast 1,8 Millionen Quadratkilometern Fläche. In den vergangenen Jahren ist dieses Eisschild jedoch immer mehr geschmolzen, weil es mit Temperaturen von bis zu 20 Grad Celsius fast doppelt so warm war wie üblich. Forschende haben im Jahr 2021 gemessen, dass im Sommer täglich bis zu acht Millionen Tonnen Eis in Grönland geschmolzen sind.

Stand: 05.04.2022, 11:49 Uhr

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