Milchkühe beim Melken

Tierzucht

Folgen der Tierzucht

Billige Koteletts und Milch zu Dumpingpreisen kann es nur geben, wenn in der Masse kostengünstig produziert wird und die Leistungen der Tiere immer mehr gesteigert werden. Diese Vorgaben haben wiederum Folgen für die Zucht.

Von Sabine Kaufmann

Die Milchmengen haben sich erhöht

Die moderne Tierzucht hat die Leistung der Tiere stark verändert. Vor 100 Jahren brachte eine Kuh eine Jahresleistung von 2000 bis 3000 Kilogramm Milch. Heute sind 8000 Kilogramm Milch pro Jahr der Durchschnitt.

Manche Rassen wie die Holstein-Milchkuh können sogar eine Lebensleistung von 100.000 Litern erbringen – auch wenn dies eher selten der Fall ist.

Die enormen Milchmengen, die erzielt werden sollen, haben erhebliche Auswirkungen auf die Tiere. Früher wurden Rinder gehalten, weil sie Fleisch und Milch lieferten. Doch mit der Zeit verstärkte die Zucht einzelne Merkmale.

Heute sind die Rinder spezialisiert: Entweder sie dienen als Milchkuh oder als Fleischlieferant.

Die Rassen, die auf Milch gezüchtet wurden, sind eher mager, haben aber ein riesiges Euter, um die gewünschte Milchmenge erbringen zu können. Rinder, die als Fleischlieferanten dienen, sind deutlich breiter und muskulöser.

Dieses markante Rassemerkmal bringt jedoch erhebliche Probleme mit sich. Die Geburten verlaufen nicht mehr einfach, knapp zwei Drittel der Kälber kommen durch Schnittentbindung zur Welt.

Bei der Schweinezucht sind vor allem die Fruchtbarkeit der Tiere, das Verhältnis von Fett- und Magerfleischanteil, die Stressempfindlichkeit und die tägliche Gewichtszunahme, also die Futterverwertung, ausschlaggebend.

Von einer Sau wird erwartet, dass sie mehr als 20 Ferkel im Jahr wirft, die täglich etwa 800 Gramm an Gewicht zulegen.

Grenzen der Zucht

Praktische, aber auch ethische Voraussetzungen der Zucht und Haltung sind, dass die Tiere vital sein müssen und ihre natürlichen Lebensfunktionen gewährleistet sind. Die Zucht von Rassen, bei denen die Geburten schwierig verlaufen, ist unter Aspekten des Tierschutzes fragwürdig.

Außerdem müssen Nutztiere entsprechend ihren Bedürfnissen solche Halte- und Pflegebedingungen vorfinden, unter denen sie gesund leben können. Dazu gehört auch, dass sie die Möglichkeit haben, sich artgerecht zu bewegen.

Auch sind sogenannte Qualzuchten, bei denen die Zucht mit Schmerzen und Leiden für die Tiere verbunden ist, gesetzlich verboten.

Der "Bund gegen Missbrauch der Tiere" beklagt jedoch, dass deutsche Ställe oftmals "Agrarfabriken" sind, in denen Nutztiere wie Rinder, Schweine und Hühner wenig artgerecht auf engstem Raum zusammengepfercht sind.

Quelle: SWR | Stand: 06.07.2020, 08:36 Uhr

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