Sagenumwobene Herrscher
Die britische Monarchie hat eine jahrhundertelange Tradition und ist durch stetigen Wechsel geprägt. Während in anderen Ländern wie Frankreich bis ins 18. Jahrhundert nur drei Dynastien regierten, waren es in England mehr als doppelt so viele.
Königsmorde und Revolutionen waren keine Seltenheit, doch die Monarchie hielt bis heute stand.
Einige britische Regenten des Mittelalters kennt man auch heute noch. Zum Beispiel Wilhelm den Eroberer, der als erster englischer König gilt und von 1066 bis 1087 regierte.
Auch Richard Löwenherz, zwischen 1189 und 1199 König von England, war eine schillernde Figur. Um ihn ranken sich viele Legenden, unter anderem die Artus-Sage.
Im Spätmittelalter gehörte Heinrich VIII., der von 1509 bis 1547 regierte, zu den bedeutendsten Königen auf dem englischen Thron. Er begründete die englische Seemacht und rief die anglikanische Kirche ins Leben, weil der Papst nicht in die Scheidung von seiner ersten Frau Katharina von Aragon einwilligen wollte.
Es folgten fünf weitere Ehen, zwei seiner Frauen wurden hingerichtet – unter anderem wegen angeblichen Ehebruchs.

Heinrich VIII. regierte England von 1509 bis 1547
Die "blutige Maria" und die jungfräuliche Königin
Nach dem Tod Heinrichs VIII. gingen zwei seiner Töchter in die Geschichte der englischen Monarchie ein: Maria I. und ihre Halbschwester Elisabeth I.. Maria I., die aus der Ehe mit Katharina von Aragon stammte, wollte den Katholizismus wieder nach England zurückbringen und ließ die Anhänger der anglikanischen Kirche verfolgen. Ihre Brutalität brachte ihr den Beinamen "die Blutige" ein ("Bloody Mary").
Nach Marias Tod wurde Elisabeth I. Königin von England. In ihrer Regierungszeit blühte das Land auf. Anders als ihre Halbschwester wurde sie vom englischen Volk geliebt.
Mit Elisabeth I. – die auch die "jungfräuliche Königin" genannt wurde, weil sie unverheiratet und kinderlos blieb – ging die Tudor-Dynastie 1603 zu Ende. Von nun an regierte der jeweilige schottische König auch England.

Die "jungfräuliche Königin" Elisabeth I.
Es folgten weitere Dynastien, darunter das Haus Stuart. Von 1714 an kamen die englischen Monarchen dann aus dem Haus Hannover. In dieser Zeit wurde das britische Weltreich weiter ausgebaut – sdurch Eroberungen und Kolonialisierungen stand 1837 ein Drittel der Welt unter der Herrschaft der britischen Krone.
Die letzte Regentin aus dem Haus Hannover war Königin Viktoria, die 1837 bis 1901 auf dem Thron saß. Nach ihrer Hochzeit mit Albert von Sachsen-Coburg und Gotha gab der Prinz der Herrscher-Dynastie ihren Namen.
Das war nicht die einzige Namensänderung in der britischen Geschichte: 1917 wurde aus "Sachsen-Coburg und Gotha" das Haus Windsor. Georg V. reagierte damit auf die antideutsche Stimmung im Land. In der kleinen Stadt Windsor bei London steht das gleichnamige Schloss, eine der Residenzen der britischen Königsfamilie.

Die junge Queen Victoria
Die Affäre Wallis Simpson
Der erste handfeste Skandal im neuen Hause Windsor ereignete sich 1936. In diesem Jahr starb Georg V., der seit 1910 König gewesen war. Thronfolger war sein Sohn Eduard VIII. (Edward VIII).
Zu diesem Zeitpunkt hatte der unverheiratete Prinz, der unter anderem für seinen unkonventionellen Lebensstil und seine Volksnähe bekannt war, schon eine zwei Jahre dauernde Affäre mit der Gesellschaftsdame Wallis Simpson.
War die Beziehung vorher noch von seinem Vater und der politischen Elite geduldet worden, wurde ihm jetzt nahegelegt, die Liaison zu beenden. Denn Wallis Simpson war nicht nur eine Bürgerliche, sie war außerdem Amerikanerin und stand kurz vor ihrer zweiten Scheidung.
Eduard musste sich entscheiden und das tat er auch: Am 10. Dezember 1936 – nach knapp einem Jahr Regentschaft und noch vor seiner Krönung – dankte der König ab.
Im darauffolgenden Sommer heiratete er Wallis Simpson. Das Paar wurde zeitlebens vom britischen Königshaus geächtet. Die beiden durften sich nur auf ausdrückliche Einladung in England aufhalten.
Die Ehe des Paares hielt 35 Jahre bis zu Eduards Tod 1972. Ob sie glücklich war, ist allerdings umstritten.

Wegen Wallis Simpson dankte Edward ab
Elisabeth II. – eine junge Frau auf dem Thron
Mit der Abdankung Edwards bestieg sein Bruder Georg VI. den Thron. Als dieser am 6. Februar 1952 starb, wurde seine Tochter Elizabeth mit 26 Jahren zu Königin Elisabeth II. (englische Schreibweise: Elizabeth II).
Von Beginn an meisterte sie ihre Rolle souverän. Ihre Krönung wurde zum medialen Großereignis, das 300.000 Menschen vor dem Fernseher verfolgten.
Wie ihre drei Vorgänger war Elisabeth II. nicht nur Königin von England, sondern auch Oberhaupt des Commonwealth. Zu diesem Staatenbund, der 1931 gegründet wurde, gehören unter anderem die ehemaligen britischen Kolonien wie Kanada und Australien.
Elisabeth II. galt als außerordentlich pflichtbewusst und diskret und erwartete diese Eigenschaften auch vom Rest der Windsors. Das führte immer wieder zu Konflikten.

Krönung von Elisabeth II.
Die zerbrechlichen Ehen der Windsors
In den 1950er-Jahren verliebte sich Margaret, die Schwester der Queen, in den ehemaligen Jagdflieger Peter Townsend, der zu diesem Zeitpunkt noch verheiratet war. Doch anders als ihr Onkel Eduard VIII. verzichtete Margaret auf eine Hochzeit.
Sie heiratete schließlich den bürgerlichen Fotografen Anthony Armstrong-Jones, der später als Lord Snowdon in den Adelsstand erhoben wurde. Die Ehe wurde 1978 aufgelöst. Die Prinzessin, der man einen exzessiven Lebenswandel nachsagte, starb 2002 mit 71 Jahren nach mehreren Schlaganfällen.
Es war nicht die letzte unglückliche Ehe im Hause Windsor. Auch die Ehe von Charles, dem Sohn von Elisabeth II., und Lady Diana Spencer war nicht glücklich. Sie begann zwar 1981 mit einer Traumhochzeit, die von 750 Millionen Menschen auf der ganzen Welt verfolgt wurde.
Doch Diana war als Tochter eines Grafen zwar standesgemäß, fühlte sich aber nicht wohl in der Familie Windsor mit ihren Konventionen und der steifen Hofetikette. Auch das Paar selbst merkte schnell, dass es nicht gut zusammenpasste. Schon auf der Hochzeitsreise soll es zu Meinungsverschiedenheiten gekommen sein.
In der Ehe wurden zwei Söhne geboren: William und Henry, genannt Harry.
1996 ließen sich Charles und Diana scheiden. Schon vorher hatte Prinzessin Anne, die einzige Tochter der Queen, die Trennung von ihrem Mann Mark Phillips bekannt gegeben und auch die Ehe von Charles' Bruder Andrew mit Sarah Ferguson hielt nicht.

Kein Happy-End für Charles und Diana
Reformen im Königshaus
Das britische Königshaus hat bislang alle Skandale überstanden, und es wird moderner. Sowohl William als auch Harry haben bürgerliche Frauen geheiratet. In der Generation ihres Vaters war das noch undenkbar.
Und es gab einige Reformen. Geändert hat sich zum Beispiel die Thronfolge. Jetzt dürfen auch Frauen den Thron besteigen. Das älteste Kind, ganz gleich ob Mädchen oder Junge, wird Königin oder König.
Auch die Regel, dass die Ehepartner und Ehepartnerinnen der Windsors zwingend protestantisch sein müssen, gilt nicht mehr.
Das Interesse an der englischen Königsfamilie ist nach wie vor riesig. Das zeigt sich nicht nur an den Berichten in zahllosen Illustrierten: Auch die Fernsehserie "The Crown" zog ab 2016 Hunderte Millionen Zuschauer weltweit in ihren Bann und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Am 8. September 2022 starb Königin Elisabeth II. im Alter von 96 Jahren, rund ein Jahr nach ihrem Mann Prinz Philip. Ihr Nachfolger wurde ihr ältester Sohn Charles, der seitdem als Charles III. regiert. Zum ersten Mal seit 70 Jahren hat England damit wieder einen König.

Der erste englische König seit 70 Jahren
(Erstveröffentlichung: 2009. Letzte Aktualisierung: 30.09.2022)
Quelle: WDR