Gruppenbild der königlichen Familie zum 90. Geburtstag von Königin Elisabeth II.

Adel

Britisches Königshaus

Das Königshaus gehört zu England wie "Fish and Chips" und wie das Pferderennen in Ascot. Und die meisten Briten sind der royalen Familie treu ergeben. Daran haben auch zahlreiche Skandale im britischen Königshaus nichts geändert.

Von Christiane Tovar

Sagenumwobene Herrscher

Die britische Monarchie hat eine jahrhundertelange Tradition und ist durch stetigen Wechsel geprägt. Während in anderen Ländern wie Frankreich bis ins 18. Jahrhundert nur drei Dynastien regierten, waren es in England mehr als doppelt so viele.

Königsmorde und Revolutionen waren keine Seltenheit, doch die Monarchie hielt bis heute stand.

Einige britische Regenten des Mittelalters kennt man auch heute noch. Zum Beispiel Wilhelm den Eroberer, der als erster englischer König gilt und von 1066 bis 1087 regierte.

Wilhelm der Eroberer, englischer König (Todestag 09.09.1087)

WDR ZeitZeichen 09.09.2017 14:27 Min. Verfügbar bis 07.09.2027 WDR 5


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Auch Richard Löwenherz, zwischen 1189 und 1199 König von England, war eine schillernde Figur. Um ihn ranken sich viele Legenden, unter anderem die Artus-Sage.

Im Spätmittelalter gehörte Heinrich VIII., der von 1509 bis 1547 regierte, zu den bedeutendsten Königen auf dem englischen Thron. Er begründete die englische Seemacht und rief die anglikanische Kirche ins Leben, weil der Papst nicht in die Scheidung von seiner ersten Frau Katharina von Aragon einwilligen wollte.

Es folgten fünf weitere Ehen, zwei seiner Frauen wurden hingerichtet – unter anderem wegen angeblichen Ehebruchs.

Gemälde Hans Holbeins d.J. von König Heinrich dem VIII.

Heinrich VIII. regierte England von 1509 bis 1547

Die "blutige Maria" und die jungfräuliche Königin

Nach dem Tod Heinrichs VIII. gingen zwei seiner Töchter in die Geschichte der englischen Monarchie ein: Maria I. und ihre Halbschwester Elisabeth I.. Maria I., die aus der Ehe mit Katharina von Aragon stammte, wollte den Katholizismus wieder nach England zurückbringen und ließ die Anhänger der anglikanischen Kirche verfolgen. Ihre Brutalität brachte ihr den Beinamen "die Blutige" ein ("Bloody Mary").

Nach Marias Tod wurde Elisabeth I. Königin von England. In ihrer Regierungszeit blühte das Land auf. Anders als ihre Halbschwester wurde sie vom englischen Volk geliebt.

Mit Elisabeth I. – die auch die "jungfräuliche Königin" genannt wurde, weil sie unverheiratet und kinderlos blieb – ging die Tudor-Dynastie 1603 zu Ende. Von nun an regierte der jeweilige schottische König auch England.

Portrait von Königin Elisabeth I.

Die "jungfräuliche Königin" Elisabeth I.

Es folgten weitere Dynastien, darunter das Haus Stuart. Von 1714 an kamen die englischen Monarchen dann aus dem Haus Hannover. In dieser Zeit wurde das britische Weltreich weiter ausgebaut – durch Eroberungen und Kolonialisierungen stand 1837 ein Drittel der Welt unter der Herrschaft der britischen Krone.

Die letzte Regentin aus dem Haus Hannover war Königin Viktoria, die 1837 bis 1901 auf dem Thron saß. Nach ihrer Hochzeit mit Albert von Sachsen-Coburg und Gotha gab der Prinz der Herrscher-Dynastie ihren Namen.

Viktoria, Königin von England (Geburtstag 24.05.1819)

WDR ZeitZeichen 24.05.2019 14:49 Min. Verfügbar bis 21.05.2099 WDR 5


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Das war nicht die einzige Namensänderung in der britischen Geschichte: 1917 wurde aus "Sachsen-Coburg und Gotha" das Haus Windsor. Georg V. reagierte damit auf die antideutsche Stimmung im Land während des Ersten Weltkriegs. In der kleinen Stadt Windsor bei London steht das gleichnamige Schloss, eine der Residenzen der britischen Königsfamilie.

Gemälde der jungen Königin Victoria

Die junge Queen Victoria

Die Affäre Wallis Simpson

Der erste handfeste Skandal im neuen Hause Windsor ereignete sich 1936. In diesem Jahr starb Georg V., der seit 1910 König gewesen war. Thronfolger war sein Sohn Eduard VIII. (Edward VIII).

Zu diesem Zeitpunkt hatte der unverheiratete Prinz, der unter anderem für seinen unkonventionellen Lebensstil und seine Volksnähe bekannt war, schon eine zwei Jahre dauernde Affäre mit der Gesellschaftsdame Wallis Simpson.

War die Beziehung vorher noch von seinem Vater und der politischen Elite geduldet worden, wurde ihm jetzt nahegelegt, die Liaison zu beenden. Denn Wallis Simpson war nicht nur eine Bürgerliche, sie war außerdem Amerikanerin und stand kurz vor ihrer zweiten Scheidung.

Eduard musste sich entscheiden und das tat er auch: Am 10. Dezember 1936 – nach knapp einem Jahr Regentschaft und noch vor seiner Krönung – dankte der König ab.

Im darauffolgenden Sommer heiratete er Wallis Simpson. Das Paar wurde zeitlebens vom britischen Königshaus geächtet. Die beiden durften sich nur auf ausdrückliche Einladung in England aufhalten.

Die Ehe des Paares hielt 35 Jahre bis zu Eduards Tod 1972. Ob sie glücklich war, ist allerdings umstritten.

Portrait von Wallis Simpson

Wegen Wallis Simpson dankte Edward ab

Elisabeth II. – eine junge Frau auf dem Thron

Mit der Abdankung Edwards bestieg sein Bruder Georg VI. den Thron. Als dieser am 6. Februar 1952 starb, wurde seine Tochter Elizabeth mit 26 Jahren zu Königin Elisabeth II. (englische Schreibweise: Elizabeth II).

Von Beginn an meisterte sie ihre Rolle souverän. Ihre Krönung wurde zum medialen Großereignis, das 300.000 Menschen vor dem Fernseher verfolgten.

Wie ihre drei Vorgänger war Elisabeth II. nicht nur Königin von England, sondern auch Oberhaupt des Commonwealth. Zu diesem Staatenbund, der 1931 gegründet wurde, gehören unter anderem die ehemaligen britischen Kolonien wie Kanada und Australien.

Elisabeth II. galt als außerordentlich pflichtbewusst und diskret und erwartete diese Eigenschaften auch vom Rest der Windsors. Das führte immer wieder zu Konflikten.

Königin Elizabeth II. bei ihrer Krönung

Krönung von Elisabeth II.

Die zerbrechlichen Ehen der Windsors

In den 1950er-Jahren verliebte sich Margaret, die Schwester der Queen, in den ehemaligen Jagdflieger Peter Townsend, der zu diesem Zeitpunkt noch verheiratet war. Doch anders als ihr Onkel Eduard VIII. verzichtete Margaret auf eine Hochzeit.

Sie heiratete schließlich den bürgerlichen Fotografen Anthony Armstrong-Jones, der später als Lord Snowdon in den Adelsstand erhoben wurde. Die Ehe wurde 1978 aufgelöst. Die Prinzessin, der man einen exzessiven Lebenswandel nachsagte, starb 2002 mit 71 Jahren nach mehreren Schlaganfällen.

Scheidung von Prinzessin Diana und Prinz Charles (am 28.08.1996)

WDR ZeitZeichen 28.08.2021 14:46 Min. Verfügbar bis 29.08.2099 WDR 5


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Es war nicht die letzte unglückliche Ehe im Hause Windsor. Auch die Ehe von Elisabeths Sohn Charles mit Lady Diana Spencer war nicht glücklich. Sie begann zwar 1981 mit einer Traumhochzeit, die von 750 Millionen Menschen auf der ganzen Welt verfolgt wurde.

Doch obwohl Diana als Tochter eines Grafen standesgemäß war, fühlte sie sich nicht wohl in der Familie Windsor mit ihren Konventionen und der steifen Hofetikette. Auch das Paar selbst merkte schnell, dass es nicht gut zusammenpasste. Schon auf der Hochzeitsreise soll es zu Meinungsverschiedenheiten gekommen sein.

In der Ehe wurden zwei Söhne geboren: William und Henry, genannt Harry.

1996 ließen sich Charles und Diana scheiden. Schon vorher hatte Prinzessin Anne, die einzige Tochter der Queen, die Trennung von ihrem Mann Mark Phillips bekannt gegeben und auch die Ehe von Charles' Bruder Andrew mit Sarah Ferguson hielt nicht.

Charles und Diana bei ihrer Hochzeit

Kein Happy-End für Charles und Diana

Reformen im Königshaus

Das britische Königshaus hat bislang alle Skandale überstanden, und es wird moderner. Sowohl William als auch Harry haben bürgerliche Frauen geheiratet. In der Generation ihres Vaters war das noch undenkbar.

Und es gab einige Reformen. Geändert hat sich zum Beispiel die Thronfolge. Jetzt dürfen auch Frauen den Thron besteigen. Das älteste Kind, ganz gleich ob Mädchen oder Junge, wird Königin oder König.

Auch die Regel, dass die Ehepartner und Ehepartnerinnen der Windsors zwingend protestantisch sein müssen, gilt nicht mehr.

Das Interesse an der englischen Königsfamilie ist nach wie vor riesig. Das zeigt sich nicht nur an den Berichten in zahllosen Illustrierten: Auch die Fernsehserie "The Crown" zog ab 2016 Hunderte Millionen Zuschauer weltweit in ihren Bann und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Am 8. September 2022 starb Königin Elisabeth II. im Alter von 96 Jahren, rund ein Jahr nach ihrem Mann Prinz Philip. Ihr Nachfolger wurde ihr ältester Sohn Charles, der seitdem als Charles III. regiert. Zum ersten Mal seit 70 Jahren hat England damit wieder einen König.

Souvenirfahne mit der Aufschrift "God save the king – Charles III"

Der erste englische König seit 70 Jahren

(Erstveröffentlichung: 2009. Letzte Aktualisierung: 30.09.2022)

Quelle: WDR

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