Porträt des Dramatikers: Bertolt Brecht (1898-1956)

Literatur

Bertolt Brecht

Bertolt Brecht (1898-1956) war ein berühmter deutscher Autor, Dichter und Regisseur. Seine Stücke haben die Theaterwelt verändert, seine Gedichte stehen bis heute in vielen Schulen auf dem Lehrplan.

Von Katharina James

Das Epische Theater

"Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral!" Viele Sätze wie dieser von Bertolt Brecht sind berühmt geworden und werden bis heute zitiert. In der Weimarer Republik und der DDR wurde er gefeiert, seine Theaterstücke werden bis heute in aller Welt aufgeführt.

Der Durchbruch für Bertolt Brecht kam 1928 mit seinem Stück "Die Dreigroschenoper". Damals war er 30 Jahre alt und verwirklichte mit seinem Stück über Londoner Bettler und Kriminelle eine neue Theaterform, die er das "Epische Theater" nannte. Brechts Idee: Sein Theater sollte die Zuschauer anregen, die Gesellschaft zu verbessern – und sie dabei gleichzeitig noch unterhalten.

Portrait von Bertolt Brecht in Lederjacke, Zigarre rauchend an ein Klavier gelehnt.

Bertolt Brecht liebte das Theater

Geboren wurde Eugen Berthold Friedrich Brecht am 10. Februar 1898 in Augsburg. Die Schreibweise seines Vornamens änderte er später selbst von "Berthold" zu "Bertolt".

Schon als Schüler schrieb er Gedichte und führte zusammen mit Freunden Theaterstücke mit einem Puppentheater auf. Er war selbst ein begeisterter Leser – von klassischer Literatur ebenso wie von billigen, oft schlecht geschriebenen Romanheftchen (so genannten Groschenromanen).

Ein Herzfehler verhinderte, dass der junge Brecht im Ersten Weltkrieg Soldat werden musste. Sein ganzes Leben lang blieb er ein Gegner von Krieg und Nationalismus. 1918/19 unterstützte er die sozialistische Revolution und wandte sich in den 1920ern dem Kommunismus zu – also der Idee einer Gesellschaft ohne Unterschiede zwischen Arm und Reich.

Dieser politischen Einstellung blieb er ein Leben lang treu, auch wenn er nie Mitglied einer kommunistischen Partei wurde.

Brecht begann zunächst ein Medizinstudium, brach es aber ab, um nach Berlin zu ziehen, wo er am Theater arbeitete und Theaterstücke schrieb. Bereits sein erstes Stück "Trommeln in der Nacht" wurde im Jahr 1922 mit einem bedeutenden deutschen Literaturpreis ausgezeichnet, dem Kleist-Preis. Damals entstanden auch die ersten "Geschichten von Herrn K.", die bis heute an vielen Schulen gelesen werden.

Künstlerisch hatte Brecht also schnell Erfolg, doch sein Privatleben war turbulent. Er hatte vier Kinder von drei Frauen und war zweimal verheiratet, aber wahrscheinlich nur selten treu. Seine zweite Ehefrau Helene Weigel war Schauspielerin und er arbeitete auch mit mehreren seiner Geliebten am Theater zusammen.

Brecht-Experten kritisieren, dass er diese Frauen künstlerisch und finanziell ausnutzte: Seine Geliebte Elisabeth Hauptmann zum Beispiel war maßgeblich am Entstehen der "Dreigroschenoper" beteiligt, aber Brecht veröffentlichte das Werk nur unter seinem eigenen Namen.

Szene aus der Dreigroschenoper-Uraufführung 1928 mit Roma Bahn (links) und Erich von Ponto

"Dreigroschenoper" 1928 mit der Darstellerin Roma Bahn (links) und dem Darsteller Erich von Ponto

Flucht und Exil

Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten (Nazis) brachen für Brecht schwierige Zeiten an. Brecht war ein Gegner von Nationalismus und Krieg und machte sich durch diese politische Einstellung die Nationalsozialistische Partei von Adolf Hitler von Anfang an zum Feind. Ab 1930 störten die Nazis seine Aufführungen immer wieder. Dass seine Frau Helene Weigel Jüdin war, machte die Situation noch gefährlicher.

Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 verließen Brecht und seine Familie Deutschland. Sie lebten zunächst in Dänemark und Schweden, dort entstand unter anderem das Anti-Kriegs-Stück "Mutter Courage und ihre Kinder" sowie das Gedicht "An die Nachgeborenen".

Währenddessen wurden in Deutschland seine Bücher verbrannt. Die Nazis entzogen ihm auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Sein deutscher Pass war also wertlos.

Bücherverbrennung im Dritten Reich: eine Menschenmenge und ein brennender Scheiterhaufen aus Büchern

Bücherverbrennung in der Nazizeit

1941 erhielt Brecht ein Visum für die USA. Dort hoffte er, Drehbuchautor in Hollywood zu werden. Doch der Erfolg blieb aus, zudem gefiel Brecht die amerikanische Art der Filmproduktion nicht. "Es wird erwartet, dass die Schauspieler nicht schauspielern und die Zuschauer nicht denken können", schrieb er in sein Tagebuch.

1945 ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Die früheren Verbündeten USA und die Sowjetunion (das heutige Russland) entfernten sich politisch voneinander. Da die Sowjetunion kommunistisch regiert wurde, wuchs nun in den USA die Angst vor dem Kommunismus und davor, dass Kommunisten zu viel Macht und Einfluss auch in den USA bekommen könnten.

Der Politiker Joseph McCarthy ging sogar so weit, Tausende Menschen in öffentlichen Verhören wegen ihrer angeblichen Beziehungen zur Kommunistischen Partei anzuklagen.

Auch Bertolt Brecht, der als Sozialist und Sympathisant des Kommunismus bekannt war, musste 1947 vor dem so genannten "Komitee für unamerikanische Aktivitäten" aussagen. Am Tag darauf bestieg er ein Schiff nach Europa, um einer möglichen Festnahme zu entgehen. Die Reise führte zunächst in die Schweiz und nach Österreich, bevor die Familie schließlich 1949 nach Ost-Berlin zog.

Luftaufnahme von Santa Monica in den 40er Jahren

In den USA lebte die Familie Brecht in Santa Monica, wie viele andere Exil-Künstler

Rückkehr nach Ost-Berlin

Kurz nach Brechts Rückkehr wurde die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet, und Brecht lebte nun in ihrer Hauptstadt Ost-Berlin. Als berühmter Schriftsteller mit kommunistischer Einstellung genoss Brecht in der DDR einige Vorteile. Unter anderem wurde ihm und Helene Weigel die Gründung des Theaters "Berliner Ensemble" ermöglicht, das bis heute einen hervorragenden Ruf hat.

Brechts Verhältnis zur DDR-Regierung war aber trotzdem kompliziert. Ein Beispiel dafür ist seine Reaktion auf die Niederschlagung der Arbeiterproteste vom 17. Juni 1953. Er schrieb einen Brief, in dem er das Handeln der Regierung insgesamt unterstützte.

Die Regierung zitierte diese unterstützenden Zeilen – aber nicht die Sätze, in denen Brecht Verständnis für die Proteste zeigte. Dieses Vorgehen soll ihn bestürzt haben. "Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?", schrieb er in seinem kurz darauf entstandenen Gedicht "Die Lösung", das er allerdings nicht veröffentlichte.

Drei Jahre später starb Brecht an einem Herzinfarkt. Er wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Ost-Berlin begraben. Er hinterließ ein riesiges Werk: etwa 2.300 Gedichte, 48 vollständige und 50 weitere angefangene Theaterstücke und zahlreiche andere Texte. Bis heute werden seine Stücke weltweit gespielt.

Berliner Ensemble mit Blick auf die Bühne

Das Theater am Schiffbauerdamm wurde zur Bühne des Berliner Ensembles

(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 12.11.2024)

UNSERE QUELLEN

  • John Fuegi: "Brecht & Co." Ullstein, Berlin 1997
  • Helmut Karasek: "Bertolt Brecht. Vom Bürgerschreck zum Klassiker". Hoffmann & Campe 1995
  • Reinhold Jaretzky: "Bertolt Brecht". Rowohlt 2006

Quelle: WDR

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