Büste von Kaiser Konstantin.

Christentum

Konstantin der Große – der erste christliche Kaiser

Konstantin der Große ging als erster christlicher Kaiser in die Geschichte ein und war eine der faszinierendsten Figuren des Abendlandes. Historiker sehen in ihm einen machthungrigen Politiker und rücksichtslosen Herrscher.

Von Christiane Tovar

Schwieriger Start

Als Konstantin um das Jahr 280 in der Stadt Naissus, die im Gebiet des heutigen Serbiens liegt, als möglicherweise uneheliches Kind geboren wurde, deutete nicht viel darauf hin, dass er einmal ein mächtiger Mann werden würde. Sein Vater Constantius Chlorus diente als Offizier im römischen Heer, seine Mutter Helena arbeitete wahrscheinlich als Magd.

Im Römischen Reich herrschten zu dieser Zeit Chaos und Anarchie. Der damalige Kaiser Diokletian teilte deshalb das Reich in vier Teile auf, die jeweils von einem Herrscher regiert wurden (Tetrarchie). Einer davon war Constantius Chlorus (um 250-306), der Vater von Konstantin. Er diente sich im Heer nach oben, wurde zum Unterkaiser (Caesar) ernannt und verwaltete schließlich Gallien und Britannien.

293 kam Konstantin an den Hof von Diokletian nach Nikomedia (heute Ìzmit) in die heutige Türkei und wurde zum Offizier ausgebildet. Dort hielt man ihn wahrscheinlich gegen seinen Willen fest, denn es gab immer wieder Rivalitäten zwischen den einzelnen Herrschern. So sollte verhindert werden, dass Constantius Chlorus zu viel Macht an sich riss. Möglich ist aber auch, dass Konstantin aus pädagogischen Gründen dort untergebracht wurde.

Zwölf Jahre später floh er zu seinem Vater ins heutige England. Dort starb Constantius Chlorus im Jahre 306. Konstantin ließ sich von den Truppen, die hinter ihm standen, zum Kaiser des weströmischen Reiches ausrufen.

Dabei war er nach den Gesetzen der Tetrarchie eigentlich nicht der legitime Nachfolger. Denn das Amt des Kaisers wurde offiziell nicht an den Sohn vererbt. Doch Konstantin festigte seine Macht, indem er geschickt Allianzen schmiedete.

Kampf um die Macht

Im Jahre 308 gab es sechs Männer, die die Macht im Römischen Reich für sich beanspruchten. Galerius Maximus und Maximinus Daia im Osten des Römischen Reichs. Im Westen Licinius, Maximian und Konstantin und in Rom Maxentius. Auch Maxentius, der Sohn von Maximianus Herculeus, war wie Konstantin kein legitimer Kaiser nach tetrarchischem Recht.

311 starb Galerius, der ohne Nachfolger blieb. Doch einer von mehreren Herrschern zu sein, reichte Konstantin nicht. Er wollte das Reich alleine regieren. Um sein Ziel zu erreichen, zog er im Jahr 312 nach Rom, das damals hinter dicken Festungsmauern lag.

Nach einer legendären Schlacht an der Milvischen Brücke siegte er mit seinen Truppen gegen seinen Konkurrenten Maxentius. Vor dem Kampf soll Konstantin eine Vision gehabt haben. Demnach sei ihm am Himmel das Kreuz erschienen, das er daraufhin auf die Fahnen seiner Truppen aufbringen ließ.

Nach dem Sieg soll Konstantin sich auf den Christengott berufen haben. Er habe ihm den nötigen Beistand gegeben, so die Legende, die für viele Historiker allerdings unglaubwürdig ist. Denn ein heidnisches Heer sei zu dieser Zeit wahrscheinlich nicht bereit gewesen, im Namen des Christentums zu kämpfen.

In jedem Fall hatte Konstantin einen seiner härtesten Konkurrenten besiegt und musste sich die Macht von 313 an nur noch mit Licinius teilen, der über das oströmische Reich herrschte.

Licinius und Konstantin verabschiedeten das Mailänder Toleranzedikt. In diesem ließen sie festschreiben, dass der christliche Glauben mit dem römischen Glauben an viele Götter (Polytheismus) gleichgestellt wurde. 324 besiegte Konstantin auch Licinius und wurde alleiniger Herrscher des römischen Imperiums.

Gemälde von der Schlacht an der Milvischen Brücke.

Konstantin gewann die Schlacht an der Milvischen Brücke

Gläubiger Christ oder Machtpolitiker?

Es lässt sich nur schwer sagen, ob Konstantin im Laufe seines Lebens wirklich zum gläubigen Christen wurde. Möglicherweise nahm auch seine Mutter, die sich 312 zum Christentum bekannt haben soll, Einfluss auf ihren Sohn.

Auch der christliche Rhetoriklehrer Lactantius war mit Konstantin bekannt. Allerdings wurde Religion zu Zeiten Konstantins anders interpretiert als heute. Der Glaube war damals keine Frage der inneren Überzeugung, sondern diente dem Staat als Überbau.

Möglicherweise wollte Konstantin mit seiner Hinwendung zum Christentum dazu beitragen, seine Macht zu manifestieren, indem er seinem Reich einen einheitlichen Glauben "verordnete". Denn die Christen im römischen Imperium hatten trotz aller Verfolgungen ihren Glauben nicht aufgegeben.

Sicher ist, dass in Konstantins Leben christliche Werte keine große Rolle spielten. So soll er unter anderem für den gewaltsamen Tod seiner Frau, seines Sohnes, seines Schwagers und seines Schwiegervaters verantwortlich gewesen sein.

Doch dass Konstantin dem Christentum den Weg bereitet hat, steht außer Frage: Er stellte die christliche Religion mit dem Vielgötterglauben der Römer gleich. Außerdem räumte er den Bischöfen richterliche Befugnisse ein und legte den Sonntag als Feiertag fest. Und er gab den Christen Friedhöfe und Kirchen zurück, die ihnen die römischen Herrscher während der zahlreichen Verfolgungen weggenommen hatten.

Aus Byzanz wurde Konstantinopel

Zu Konstantins Vermächtnis gehören auch viele Gotteshäuser, darunter so berühmte Bauwerke wie die Grabeskirche in Jerusalem. Wo sie steht, soll Jesus einst gekreuzigt worden sein. Die meisten Kirchen entstanden über den Gräbern von Märtyrern, darunter auch eine Basilika über der letzten Ruhestätte des Apostels Petrus, der spätere Petersdom.

Konstantin verfolgte noch ein weiteres Projekt. Weil er nicht in Rom residieren, sondern sich mit einer eigenen Stadt ein Denkmal setzen wollte, ging er nach Byzanz und gab der Stadt den Namen Konstantinopel. Auch dort, im heutigen Istanbul, ließ er Kirchen und andere Bauten errichten und wollte sich so unsterblich machen.

Im Jahr 337 starb Konstantin der Große, wie er auch genannt wurde, in Nikomedia. Glaubt man christlichen Quellen, so soll er auf seinem Totenbett den Bischof gerufen haben, um sich taufen zu lassen. Warum er sich erst kurz vor seinem Tod dazu entschieden haben soll, ist nicht überliefert.

Die Grabstätte des Kaisers liegt unter der Apostelkirche in Konstantinopel. Allerdings verschwanden seine sterblichen Überreste, als die Türken 1453 die Stadt eroberten. Heute wird Konstantin wegen seiner umstrittenen Geschichte ausschließlich in der Orthodoxen Kirche als Heiliger verehrt.

Die Grabeskirche in Jerusalem.

Die Grabeskirche in Jerusalem

(Erstveröffentlichung 2013. Letzte Aktualisierung 17.04.2023)

Quelle: WDR

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