Islam
Halal – Lebensmittel für Muslime
Gläubige Muslime sollen viele Speisevorschriften beachten. Nicht nur Lebensmittel, auch Kosmetika können Stoffe enthalten, die für Muslime tabu sind.
Von Martina Frietsch
"Halal" heißt "zulässig"
Der Koran gibt Muslimen eindeutige Regeln vor: Bestimmte Produkte sind verboten, alles andere ist erlaubt, eben "Halal". Am bekanntesten sind sicher die Verbote von Schweinefleisch und Alkohol.
Auch das Fleisch anderer Tiere, die nicht nach den islamischen Regeln geschlachtet wurden, ist verboten. Und bei der Lebensmittelherstellung dürfen die Maschinen nicht mit alkoholhaltigen Mitteln geputzt werden.
Zwar halten sich längst nicht alle der schätzungsweise vier Millionen Muslime in Deutschland streng an die Vorschriften. Trotzdem ist ein Großteil des Lebensmittelangebots in Deutschland für sie eher problematisch.
Was macht das Schwein im Kaubonbon?
In fast allen Lebensmitteln können sich Spuren von Alkohol oder tierische Bestandteile befinden, vor allem von Schweinen: Gelatine in Kaugummis, Bonbons und Joghurt; Schweineschmalz in der Pizza Margherita; Alkohol in der Marmelade und in Medikamenten. Nicht alle Bestandteile müssen laut Lebensmittelrecht auf der Verpackung deklariert werden.
Wer sich an die Regeln des Korans halten will, dem bleibt im Grunde nur eine Möglichkeit: Produkte mit der Zertifizierung "halal" suchen. Doch die gibt es in deutschen Supermärkten selten. Den Kunden bleibt nur der Gang zum Spezialhändler, beispielsweise zum türkischen Lebensmittelgeschäft.
Anders sieht es in einigen europäischen Nachbarländern aus: In Großbritannien, Frankreich oder der Schweiz haben die Lebensmittelhersteller längst den riesigen Markt der muslimischen Kunden für sich entdeckt. Ein Markt, der Wachstumsraten bietet wie kaum ein anderer.
Einige große Konzerne, die auch in muslimischen Ländern vertreten sind, bieten schon seit Jahren ihre Produkte auch mit dem Siegel "Halal" an. Doch ob sich das Siegel auf der Ware befindet oder nicht, das entscheiden die Supermärkte und die Großhändler für sich. Denn manche Händler befürchten, dass die Auszeichnung "halal" die nicht-muslimische Kundschaft abschrecken könnte.
Halal-Produkte sind in deutschen Supermärkten Mangelware
Mehr als das tägliche Brot
Schwierig kann für gläubige Muslime ein Krankenhausaufenthalt werden. Zwar bieten manche Krankenhäuser inzwischen ganz selbstverständlich Halal-Kost an, doch dies ist noch nicht überall der Fall.
Inzwischen müssen sich auch Deutschlands Altersheime Gedanken über die Kost machen, die sie ihrer Kundschaft anbieten. Mehr und mehr Einwanderer, die ab den 1950ern als so genannte Gastarbeiter nach Deutschland kamen, gehen in Rente. Doch auf muslimische Bewohner und deren Bedürfnisse müssen sich viele Heime erst noch einstellen – das reicht von der Verständigung über die körperliche Pflege bis hin zum Essen und der Einhaltung des Ramadan.
Inzwischen bieten manche Pflegedienste besondere Betreuung für die neue Kundschaft an und auch die Fachwelt – von Ärzten bis zu Pflegepersonal – diskutiert, wie sich die Branche am besten darauf einstellen kann.
Freut die Kleinen: Halal-Gummibärchen
(Erstveröffentlichung 2011. Letzte Aktualisierung 26.06.2019)
Quelle: SWR