Was passiert bei Bluthochdruck?

Planet Wissen 28.07.2023 02:29 Min. Verfügbar bis 10.03.2027 SWR

Blut

Zu hoher Blutdruck

Bluthochdruck wird oft unterschätzt. Dabei kann er einen Herzinfarkt oder Schlaganfall verursachen und die Nieren schädigen. Medikamente helfen oft nur bedingt. Mit der richtigen Ernährung, Bewegung und Stressreduktion lässt sich aber viel ausrichten.

Von Angelika Wörthmüller

Bluthochdruck entsteht schleichend

Der Blutdruck ist zurückhaltend und höflich, beschwert sich nicht, wenn es ihm nicht gut geht: Er bewältigt Veränderungen spielend, steigt und fällt – je nachdem, wie es nötig ist, zum Beispiel, wenn das Wetter umschlägt, Luftdruck und Temperatur sich ändern. Sogar eine ungesunde Lebensweise erträgt der Blutdruck lange Zeit geduldig.

Bis er am Limit ist. Dann reicht manchmal eine Kleinigkeit, und was gestern noch normaler Stress war, stört nun das Gleichgewicht. Herzrasen, Schweißausbruch, Ruhelosigkeit – so eine Hochdruckkrise, ein sogenannter hypertensiver Notfall, taucht oft in den frühen Morgenstunden auf. Wenn der Cortisolspiegel, der in der Nacht absinkt, wieder steigt, dann treibt das auch den Blutdruck an.

Rund 20 bis 30 Millionen Deutsche leiden unter Bluthochdruck. Viele unterschätzen die Erkrankung und lassen sie nicht behandeln. Das gesamte Gefäßsystem, das den ganzen Körper durchzieht und ihn am Leben hält, ist von einem krankhaft erhöhten Blutdruck betroffen.

Die Liste möglicher Folgeerkrankungen ist lang: Arteriosklerose, Angina Pectoris, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, Schlaganfall oder auch Sehstörungen durch Schädigung der Netzhaut am Auge. Kleine Aussackungen an den Gefäßwänden, sogenannte Aneurysmen, können sich bilden. Wenn sie platzen, kann das zu lebensgefährlichen inneren Blutungen führen.

Auch die Nieren können betroffen sein. Tausende winzige Filtereinheiten filtern dort Schadstoff heraus. Durch den erhöhten Druck der Gefäße können sie zerstört werden. Chronische Nierenschwäche ist dann die Folge, die sogenannte hypertensive Nephropathie, die im Nierenversagen enden kann.

Ein gesunder Blutdruck ist so etwas wie eine Lebensversicherung. Optimal ist er bei 120/80 Millimeter Quecksilber (mm Hg). Jeder sollte seinen Blutdruck regelmäßig überprüfen, ob bei der Hausärztin, beim Apotheker oder selbst zu Hause. Denn wenn er ansteigt, gibt es keine eindeutigen Symptome. Manche Menschen spüren schon, wenn er über 140 mm Hg oder noch höher steigt und ein Gang zum Arzt angeraten ist, zum Beispiel an Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Schwindel. Andere Patienten merken auch einen Blutdruck von 180 mm Hg nicht.

Besonders häufig tritt Bluthochdruck bei älteren, übergewichtigen Menschen auf, aber auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene können betroffen sein. Tritt Bluthochdruck in der Jugend auf und bleibt unbehandelt, so kann dies zu Schäden am Gehirn führen.

Bis zu 50 Prozent der Menschen sind salz-sensitiv

Neben Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel und Stress hat die Ernährung großen Einfluss auf den Blutdruck. Bei Menschen, die empfindlich auf Salz reagieren, spielt salzreiche Ernährung eine Rolle.

Schätzungsweise 30 bis 50 Prozent der Bevölkerung sind salz-sensitiv. Bei ihnen bewirkt das Salz eine Reaktion der Muskulatur, die die Blutgefäße umgibt. Botenstoffe werden gebildet, die ein Zusammenziehen fördern. Das lässt weniger Platz für den Blutfluss und begünstigt Bluthochdruck.

So schädlich ist Salz für den Blutdruck

Planet Wissen 28.07.2023 06:22 Min. Verfügbar bis 10.03.2027 SWR

Verarbeitete Lebensmittel enthalten oft versteckte Salze. In zahlreichen Wurst- und Käsesorten, konservierten Fischen wie Salzhering, aber auch in Brotwaren steckt oft eine überraschende Menge Salz. Viele Menschen nehmen bei ganz "normaler" Kost zehn bis zwölf Gramm Salz zu sich.

Die US-amerikanische Fachgesellschaft AHA (American Heart Association) empfiehlt nur 5,8 Gramm Kochsalz pro Tag; wer es schafft, sollte sogar auf 3,8 Gramm täglich reduzieren. Auch die Deutsche Hochdruckliga tritt für eine Begrenzung auf fünf bis sechs Gramm ein; die Weltgesundheitsorganisation WHO nennt fünf Gramm als Obergrenze. Derzeit verzehrt jeder Mensch in Deutschland durchschnittlich neun bis zwölf Gramm Salz täglich.

Eine Möglichkeit, salzärmer zu essen, ist es, selbst zu kochen und dabei sparsamer zu salzen. Eine andere ist das Verwenden von Salzsorten, denen Kalium beigemischt ist. Geschmacklich macht das keinen Unterschied, aber der Gehalt an Natrium ist geringer.

Die Ernährung beeinflusst den Blutdruck

Es gibt sie wirklich: Lebensmittel, die eine blutdrucksenkende Wirkung haben. Rote Bete etwa enthält von Natur aus viel Nitrat – vor allem in Rote-Bete-Saft ist viel davon. Durch den Speichel im Mund wird es zu Nitrit umgewandelt, was eine gefäßerweiternde Wirkung hat und den Blutdruck für etwa 24 Stunden senken kann. Eine ähnliche Wirkung hat der tägliche Konsum von zwei bis drei Tassen Hibiskustee.

Senken bestimmte Lebensmittel den Blutdruck?

Planet Wissen 28.07.2023 05:21 Min. Verfügbar bis 10.03.2027 SWR

Auch Omega-3-Fettsäuren, die zum Beispiel in Leinöl, Olivenöl oder Fisch vorkommen, wirken blutdrucksenkend. Der darin enthaltene Stoff Docosahexaensäure (DHA) dockt an der Oberfläche von Muskelzellen in der Arterienwand an und bewirkt, dass vermehrt Kalium aus der Zelle strömt, was zu einer Entspannung der Muskelzellen führt.

Eine pflanzenbasierte Ernährung enthält viel Kalium und ist deshalb gut für den Blutdruck. Besonders kaliumhaltig sind Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Nüsse.

Medikamente reichen oft nicht aus gegen Bluthochdruck

Der erste Schritt, um Bluthochdruck zu behandeln: Die Blutdruckwerte kennen! Immerhin wissen heute 80 Prozent der Menschen mit zu hohem Blutdruck von ihrer Krankheit. Doch die therapeutischen Möglichkeiten werden oft nicht ausgeschöpft. "Nur 50 Prozent der Patienten mit Bluthochdruck sind gut eingestellt", sagt die Kardiologin Dr. Angelika Guth. "Das ist eigentlich ein Armutszeugnis."

Es gibt drei wichtige Medikamente gegen Bluthochdruck: Antidiuretika, ACE-Hemmer und Kalzium-Antagonisten. Dafür die individuell richtige Dosierung zu finden, ist nicht immer einfach. Gerade zu Beginn der Therapie kann es zu Nebenwirkungen kommen.

Doch anstatt die Tabletten dann einfach abzusetzen, sollte die Einstellung angepasst werden. "Der Bluthochdruck kommt ja nicht von heute auf morgen. Auch die Therapie wirkt nicht von heute auf morgen Wunder", erklärt Dr. Guth. "Oft dauert es ein Vierteljahr, bis das Ziel erreicht ist."

Tabletten und Pillen liegen neben einem Stethoskop auf dem Ausdruck eines EKGs.

Nur Medikamente reduzieren Bluthochdruck selten

Medikamente allein reichen allerdings oft nicht aus. Eine Kombination mit Gewichtsreduktion, Bewegung, Ernährungsumstellung und Entspannung zeigt meist eine bessere Wirkung.

Der Einstieg in eine Lebensstil-Änderung muss kein radikaler sein: Schon eine längere Essenspause – das sogenannte Intervallfasten – kann sehr hilfreich sein. Wer abends nach 18 Uhr nichts mehr isst und später frühstückt, kommt leicht auf die erforderlichen 14 bis 16 Stunden Essenspause.

Um mehr Bewegung in den Alltag einzubauen, bieten E-Bikes einen guten Einstieg. Der Motor hilft, sanft zu beginnen und die Belastung nach und nach zu steigern. Zum Stress reduzieren empfiehlt es sich, verschiedene Methoden auszuprobieren. Die Auswahl an Entspannungsprogrammen ist groß. Ob progressive Muskelentspannung, Yoga, Meditation, Tai Chi, Qigong oder Atemübungen – für jeden ist etwas Passendes dabei.

Quelle: SWR | Stand: 07.05.2021, 14:00 Uhr

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