Baumschädlinge

Planet Wissen 26.12.2023 04:21 Min. UT Verfügbar bis 18.10.2028 ARD-alpha

Invasionsbiologie

Asiatischer Laubholzbockkäfer

Mit Stumpf und Stiel reißen die Waldarbeiter den Ahornbaum aus dem Boden. Dann wird das zerlegte Holz an Ort und Stelle verbrannt. Alles um einem kleinen Eindringling den Garaus zu bereiten: dem asiatischen Laubholzbockkäfer, Anoplophora glabripennis.

Von Remo Trerotola

Kleiner Käfer, große Folgen

Wild umherfuchtelnd sitzt der Asiatische Laubholzbockkäfer im Geäst. Mit seinen vielen weißen Punkten auf seinem schwarzen Chitinpanzer und seinen körperlangen Antennen wirkt der rund 30 Millimeter messende Käfer eher drollig-harmlos.

Doch der Schein trügt: Er ist eine Gefahr für unseren einheimischen Waldbestand, denn der Einwanderer aus Übersee ist imstande, ganze Wälder nieder zu fressen. Dass der Käfer auch die gesunden Bäume nicht verschmäht, verschärft die Situation enorm. Kein Wunder also, dass Biologen und Naturschützer Alarm schlagen, wenn sie das gefräßige Insekt erspähen.

Vor allem die Larven des Laubholzbockkäfers haben einen Heißhunger auf unsere Laubbäume entwickelt. Zunächst legen die Weibchen ihre Eier in der Borke ab. Daraus schlüpfen nach rund zwei Wochen Larven. Während sich die Larven in den Stamm hineinfressen, sehen die Bäume bereits geschwächt aus, bald darauf sterben sie ab.

Über fingerdicke Löcher verlassen die ausgewachsenen Käfer den zerfressenen Baum im Juli und August. Weil die Naturbehörden eine Katastrophe für den bundesweiten Waldbestand befürchten, wird der Einwanderer aus Übersee bei jedem Befall mit allen Mitteln zurückgeschlagen.

Larve des Laubholzbockkäfers in einem Baumstamm

Die Larven fressen sich in die Baumstämme hinein

Einwanderung nach Deutschland

In Deutschland fiel der Asiatische Laubholzbockkäfer zum ersten Mal 2004 in Passau auf. Ein Jahr später fand er den Weg nach Nordrhein-Westfalen: 2005 wurde er in Bornheim gesichtet. Damals mussten wegen des Käfers die Bäume einer ganzen Allee abgeholzt werden.

2008 trieb der asiatische Eindringling dort bereits zum zweiten Mal sein Unwesen. Allerdings wurde er schnell entdeckt – nur ein Baum kam zu Fall.

Sein Weg nach Deutschland ist kurios. Es ist längst nicht nur das lebende Holz, über das sich der Käfer verbreitet. Kritisch ist vor allem das Holz der Ladepaletten. Zollbehörden führen ein tägliches Versteckspiel auf riesigen Umschlagplätzen wie dem Hamburger Hafen.

Dunkle Lagerhallen und massenweise Ware: In jeder Ladung kann sich die gefräßige Wanderschar verborgen haben. Mehr als Stichproben aber sind nicht drin. Ein fast aussichtloser Kampf angesichts der enormen Warenflut, die unsere Grenzen täglich erreicht.

Laut Handelsabkommen sollen die Paletten in Asien vor dem Verschiffen so behandelt werden, dass das Überleben des Käfers im Holz unmöglich ist. Dann allerdings dürften wir das Problem gar nicht erst haben.

Kopf eines Laubholzbockkäfers

Der gefräßige Käfer findet viele Schlupflöcher

(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 30.09.2019)

Quelle: WDR

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