Die alte Zeichnung aus dem 15. Jahrhundert zeigt die Prozession König Sigismunds zum Münster in Konstanz

Leben im Mittelalter

Das Konstanzer Konzil

Von 1414 bis 1418 war die Stadt Konstanz am Bodensee der Mittelpunkt der christlichen Welt. Internationale Delegationen rangen vier Jahre lang um die Lösung innerkirchlicher Konflikte und damit auch um eine stabile politische Ordnung.

Von Ana Rios

Was ist ein Konzil?

Ein Konzil ist eine Versammlung, in der sich Kirchenvertreter der römisch-katholischen Kirche über Fragen der Kirche und des Glaubens austauschen und Beschlüsse fassen. Das Konstanzer Konzil wurde vor 600 Jahren auf Initiative des damaligen römisch-deutschen Königs Sigismund einberufen.

Der Kirche drohte die Spaltung

Drei Päpste beanspruchten damals für sich, Oberhaupt der Christenheit zu sein: Papst Gregor XII. in Rom, Papst Benedikt XIII. in Avignon und Papst Johannes XXIII. in Bologna. Interne Machtkämpfe innerhalb der katholischen Kirche, vor allem zwischen Frankreich und Italien, waren die Ursache.

Es drohte die Spaltung der Kirche. Der Konflikt, der sich von 1378 bis 1417 hinzog, ging als das Abendländische Schisma in die Geschichte ein.

Schwarz-weiß Zeichnung von Papst Johannes XXIII.

Gegenpapst Johannes XXIII.

Der römisch-deutsche König ruft nach Konstanz

Außer der drohenden Spaltung standen während des Konzils die Reformierung der Kirche und die beginnende Reformation auf der Tagesordnung. Das Konstanzer Konzil wurde vom römisch-deutschen König Sigismund einberufen.

Sein Ziel: Er wollte durch Verhandlungen die Einheit der Christen erreichen. Kardinäle, Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe sowie weltliche Doktoren kamen mit ihren Delegationen aus der gesamten christlichen Welt nach Konstanz.

Da der Glaube im Mittelalter in der Gesellschaft sehr verankert war, galt eine stabile Kirche als Voraussetzung für eine stabile staatliche Ordnung. Zudem hatte Sigismund den Plan, sich zum römischen Kaiser krönen zu lassen. Die Krönung durfte damals nur der Papst vornehmen.

Die Legitimität dieses Aktes setzte voraus, dass es nur einen Papst gab. Die Stadt Konstanz war wegen der guten geografischen Lage in Europa und ihrer Funktion als Reichsstadt und Bistumssitz von Sigismund zur Konzilsstadt gewählt worden.

Papst Johannes (Bildmitte) und der deutsche König Sigismund (links), der 1433 zum Kaiser gekrönt wurde

Nur der Papst durfte den Kaiser krönen

Was war das Ergebnis des Konzils?

Während des Konstanzer Konzils wurde die Papstfrage gelöst. Es wurde in den Verhandlungen sehr bald deutlich, dass sich die Kirchenvertreter nicht auf einen der amtierenden Päpste einigen konnten. Deshalb wurden die drei Päpste vom Konzil aufgefordert zurückzutreten. Am Ende langwieriger Verhandlungen dankten die Päpste ab und der Weg war frei für die Wahl von nur einem Papst.

Am 17. November trat im Konstanzer Kaufhaus das Konklave zusammen und einigte sich nach nur vier Tagen auf Papst Martin V.. Es war das einzige Mal, dass ein Papst auf deutschem Boden gewählt wurde.

Doch viele innerkirchliche Probleme blieben ungelöst. Ein Zeichen dafür war die Verurteilung des Theologen und Reformators Jan Hus während des Konzils. Er wurde nach einem Schauprozess vor den Toren der Stadt Konstanz verbrannt und gilt heute als der erste Märtyrer der Reformation.

Zeichnung der Hinrichtung vonTheologe und Reformator Jan Huß

Jan Hus – der erste Märtyrer der Reformation

Quelle: SWR | Stand: 26.06.2019, 15:45 Uhr

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