Nahaufnahme von drei gleich großen hellgrünen Äpfeln mit Stiel.

Äpfel

Apfelsorten

Schon im 6. Jahrhundert vor Christus kultivierten die Römer sechs verschiedene Apfelsorten. Heute wird geschätzt, dass es auf der Welt mehr als 30.000 Apfelsorten gibt, etwa 2000 davon in Deutschland.

Von Christine Buth

Vielfalt und Einfalt

Die frühen Entdecker brachten von ihren Reisen oft Früchte mit, die in Europa noch unbekannt waren. Weil den Europäern für viele dieser Früchte Namen fehlten, nannten sie sie einfach "Apfel": Melonen, Avocados, Auberginen, Ananas und Quitten – sie alle waren eine Zeitlang "Äpfel".

Unbekannte Früchte als Apfel zu bezeichnen, ist eine Einfallslosigkeit mit Tradition: Wissenschaftler gehen davon aus, dass die "goldenen Äpfel", die sowohl in den griechischen Sagen als auch in der germanischen Überlieferung eine Rolle spielen, eigentlich Zitrusfrüchte waren.

Die Auswahl an Äpfeln in vielen Supermärkten scheint heute riesig: rote, gelbe, grüne – mit Bäckchen oder ohne, große, kleine, süße und saure. Die Zahl der Sorten ist jedoch keineswegs so groß, wie sie auf den ersten Blick erscheint: In den vergangenen 50 Jahren haben Äpfel viel von ihrer Vielfalt eingebüßt.

Lediglich rund 25 Sorten werden im Erwerbsobstbau kultiviert und nur sieben davon regelmäßig im Handel angeboten: Boskoop, Cox Orange, Golden Delicious, Elstar, Gloster, Jonagold und Granny Smith.

Die Standardisierung des Apfels hat ökonomische Gründe: In den 1970er-Jahren förderten Bund und Europäische Gemeinschaft die Rodung der alten Apfelbäume mit ihren Hochstämmen und den Anbau ertragsorientierter Plantagen mit kleinen Bäumen am Spalier.

Die klassischen Tafelobstsorten wurden so gezüchtet, dass sie einheitlich große Früchte bringen, leicht zu ernten sind und immer gleich gut schmecken – egal aus welchem Land sie kommen.

Strenge EU-Richtlinien haben dazu beigetragen, die Vielfalt der Äpfel zu beschneiden: mit Qualitätsnormen, die Größe und Gewicht eines Apfels und sogar die Beschaffenheit seines Stiels genau festlegen. Das beliebteste Obst der Deutschen ist so zu einem Industrieprodukt geworden.

Apfelernte

Heute sind die meisten Äpfel nach EU-Norm standardisiert

Alte Apfelsorten

Einst trugen die deutschen Äpfel poetische Namen: "Gulderling" etwa, "Geflammter Kardinal", "Gestreifte Winterrenette", "Der Schöne von Nordhausen" oder "Rheinische Schafsnase".

Im Zuge der "Slow Food"-Bewegung, die einen bewussteren Umgang mit Natur und Nahrungsmitteln fordert, kehren manche dieser vergessenen Sorten auf die Märkte zurück. Von makellosen Normäpfeln keine Spur, die neue Apfelkultur mit den alten Apfelsorten setzt auf Vielfalt statt gleichmäßigen Glanz.

Apfelsaft von der Streuobstwiese

Planet Wissen 15.06.2020 03:07 Min. UT Verfügbar bis 25.11.2024 WDR Von Pina Dietsche

Nicht jede Sorte eignet sich für alle Verwendungsmöglichkeiten, sie haben große geschmackliche Unterschiede. Manche eignen sich fürs Backen, aus anderen wird der beste Most. Die wenigsten alten Sorten eignen sich so richtig zum Reinbeißen, sie sind saurer als die handelsüblichen Äpfel.

Die alten Apfelschätze wachsen meist auf urtümlichen Streuobstwiesen, auf denen die Obstbäume anders als im modernen Plantagenanbau wild verstreut stehen. Das macht ihren Anbau und die Ernte sehr viel zeitaufwändiger.

Dafür sehen die Wiesen nicht nur schön aus, sondern bieten auch vielen Tieren Nahrung und Unterschlupf. Der Verein Deutscher Pomologen ist nur eine der vielen Initiativen, die sich dem Erhalt und der Förderung solcher traditionellen Äpfel verschrieben haben.

Streuobstwiese

Apfelanbau auf Streuwiesen ist zeitintensiv

Neue Apfelsorten

Natürlich entstehen auch heute noch immer neue Apfelsorten. Die meisten davon werden allerdings nicht wegen des Geschmacks, sondern vor allem wegen ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten gezüchtet.

Dabei bemühen sich die Botaniker, natürliche Resistenzen bestimmter Apfelsorten gegenüber Schädlingen und Krankheiten zu verstärken. In der Obstversuchsanlage der Bayerischen Landesanstalt Veitshöchheim werden neue und alte Sorten auf Wuchs und Geschmack getestet.

Neue Sorten – Äpfel aus dem Forschungsgarten

Planet Wissen 15.06.2020 02:50 Min. UT Verfügbar bis 25.11.2024 WDR Von Pina Dietsche

Die beliebtesten Sorten

Granny Smith: Der säuerliche Apfel mit fast weißem Fruchtfleisch kommt ursprünglich aus Australien. Er wird ausschließlich in Tälern angebaut. Hier entwickelt er seine leuchtend grüne Farbe, in höheren Lagen wird er rötlich. Der Granny Smith ist der Star unter den Äpfeln: Die Beatles machten ihn zum Symbol ihres Labels "Apple Records".

Golden Delicious: Der gelbe Apfel ist nicht bewusst gezüchtet worden. 1890 wurde er per Zufall in einem Hausgarten in West Virginia entdeckt. Die Sorte ist fruchtbar und lässt sich gut lagern. Landwirte lieben ihn wegen dieser Eigenschaften. Wegen seiner festen Konsistenz und seiner Süße eignet er sich für fast alle Zubereitungsarten.

Boskoop: Der Boskoop ist eine Apfelsorte aus den Niederlanden. Diese Sorte anzubauen, ist aufwändig. Die Verbraucher schätzen den Boskoop-Apfel, weil er so sauer schmeckt und sich damit von anderen Sorten abhebt. Er eignet sich gut zum Kochen und Backen.

Jonagold: Ein aromatischer süßsaurer Apfel. Die Grundfarbe dieser Sorte ist goldgelb. Je nachdem, wie reif ein Jonagold-Apfel ist, variiert die Deckfarbe von orangerot bis leuchtend rot. Die Sorte gilt wegen ihres hohen Gehalts an Vitamin C als sehr gesund.

Elstar: Dieser Apfel ist besonders knackig. Der leuchtend rote Elstar ist aus dem Golden Delicious hervorgegangen. Die Sorte wurde in den 1950er-Jahren in den Niederlanden gezüchtet und ist die Apfelart, die in Deutschland am häufigsten angebaut wird.

Boskoop am Baum

Der Boskoop hat in den vergangenen Jahren an Beliebtheit verloren

(Erstveröffentlichung: 2006. Letzte Aktualisierung: 08.06.2020)

Quelle: WDR

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