Bestattungsarten

In allen Religionen gilt die Bestattung der Toten als Übergangsprozess: Der Körper wird mit Hilfe der vier Grundelemente Erde, Feuer, Wasser und Luft der Natur zurückgegeben.

Schon vor rund 80.000 Jahren wurden im heutigen Kenia Tote im Boden vergraben. Auch die Neandertaler bestatteten vor 40.000 Jahren ihre Verstorbenen in der Erde. Die drei großen Religionen, die an nur einen Gott glauben – Judentum, Christentum und Islam –, praktizieren ebenfalls vorrangig die Erdbestattung, damit der Körper bei der erhofften Auferstehung vollständig ist.

Wenn der Platz für Gräber knapp wurde, bestattete man früher die sterblichen Überreste erst einmal und nach einer Verwesungszeit wurden die Knochen dann in einem so genannten Beinhaus (Ossarium) gelagert. Wo es unterirische Höhlen und Gewölbe (Katakomben) gab, wurden diese oft zur Lagerung der Knochen genutzt. Kleinere Beinhäuser waren häufig an Kapellen angeschlossen, so dass Lebende und Tote in Verbindung blieben.

Er sieht aus wie ein großes Hotel: ein Hochhaus-Friedhof. In Metropolen in Brasilien, Japan und Israel, in denen Bestattungsplätze rar und teuer sind, hat man sich zu Hochhausruhestätten entschlossen, in denen die Verstorbenen in Fächern beigesetzt werden. Das bisher größte Friedhofshochhaus in Santos hat 14 Stockwerke mit rund 16.000 Grabstellen. Auch Weltfußballer Pelé hat hier seine letzte Ruhe gefunden.

Die Ägypter behandelten ihre Toten mit Natronsalz und Balsam, um die Körper zu haltbaren Mumien zu machen. Die Pharaonen ließen sich außerdem als letzte Ruhestätte gewaltige Häuser für die Ewigkeit erbauen: die Pyramiden, die heute zu den berühmtesten Grabmalen der Weltgeschichte zählen. Im Innersten, der Grabkammer, wurden die mumifizierten Körper in einem großen, prunkvollen Sarg - dem sogenannten Sarkophag - beigesetzt. Die Ägypter glaubten, dass die Verstorbenen dadurch unversehrt im Jenseits weiterleben konnten.

Seit dem 16. Jahrhundert legten die Bewohner der italienischen Stadt Palermo ihre Toten in den Kapuzinerkatakomben zur letzten Ruhe. Das dort herrschende Raumklima verhinderte den Verwesungsprozess, so dass die Toten auf natürliche Weise mumifiziert wurden und so bis heute erhalten sind. Ähnlich vollzieht sich die natürliche Konservierung von Leichen im Moor.

Das Verbrennen der Verstorbenen war in der Antike die vorherrschende Bestattungsart. Karl der Große verbot die Feuerbestattung in seinem Reich, weil er sie als unchristlich einstufte. Im 19. Jahrhundert kam die Kremation als hygienisch besonders sichere Methode wieder ins Gespräch – gegen den Willen der Kirchen. 1963 dann wurde auf dem 2. Vatikanischen Konzil die Feuerbestattung für Katholiken erlaubt. Heute werden in Deutschland rund 75% aller Verstorbenen kremiert.

In hinduistisch oder buddhistisch-schintoistisch geprägten Regionen ist die Feuerbestattung die häufigste Art der Bestattung. Die Verbrennungen sind öffentlich, die Asche wird in einen Fluss – vorzugsweise den heiligen Ganges – oder über das Land verstreut. Hier verbinden sich die Elemente Feuer und Wasser oder Feuer und Luft.

Seit 1934 ist die Seebestattung in Deutschland die einzig zulässige Form der Beisetzung außerhalb eines Friedhofs. Dabei muss der Körper erst verbrannt (kremiert) werden, dann wird die Urne mit der Asche im Meer versenkt. Bei der klassischen Seebestattung, auch Seemannsgrab genannt, wurden auf hoher See Verstorbene direkt im Wasser versenkt. Grund dafür war die Hygiene: Ein Leichnam an Bord war eine Gesundheitsgefahr für die Lebenden.

Schon in der Antike wurde die Asche der Verstorbenen nach der (Verbrennung) Kremation meist in Urnen aufbewahrt. In Deutschland werden die Urnen heutzutage häufig in Familien- oder kleinen Urnengräbern in der Erde bestattet. Im Süden Europas gibt es dagegen eine lange Tradition der so genannten Kolumbarien: Diese Mauern erinnern an Taubenhäuser und besitzen kleine Nischen, in denen die Urnen verwahrt werden. Solche Bauwerke für Urnen (und Särge) etablierten sich in Deutschland mit der Einführung der Feuerbestattung ab ca. 1880.

Immer beliebter wird in Deutschland die Beisetzung der Asche in Bestattungs- oder Friedwäldern. Das sind kleine Waldgebiete, die denen die Urne unter einem Baum begraben wird. In anderen Ländern wie der Schweiz darf die Asche direkt um den Baumstamm verstreut werden. Oft sind die Friedwaldbestattungen anonym, manchmal erinnert eine Plakette am Baum an die Verstorbenen.

In felsigen oder eisigen Gegenden, in denen Holz knapp ist – zum Beispiel in Tibet oder der Mongolei – werden Luft- oder Himmelsbestattungen durchgeführt. Dabei werden die Körper der Verstorbenen an besonderen Bestattungsorten abgelegt. In Tibet zerteilen die Bestatter (Ragyapas) die Körper und bereiten sie als Futter für die angelockten Geier vor.

In einigen Regionen im Iran, in Indien und Pakistan werden die Verstorbenen zur Himmelsbestattung in nach oben offenen Türmen, den "Türmen der Stille" oder "Türmen des Schweigens", abgelegt, damit die Geier sie fressen können. Nach Vorstellung der Gläubigen tragen die Geier die Seele des Toten ins Bardo, einem Übergangsort zwischen Tod und Wiedergeburt.

Als "Reerdigung" bezeichnet man die Kompostierung von Verstorbenen: In den USA ist dies seit 2021 eine anerkannte Bestattungsart und seit 2022 kann man sich auch in Schleswig-Holstein reerdigen lassen. Der Körper wird dabei in einem Komposter auf Pflanzen gebettet, um sich dort bei etwa 70 Grad und feuchtem Raumklima innerhalb eines Monats völlig zu zersetzen. Der dabei entstehende Humus wird wieder der Erde zugeführt.

Stand: 27.01.2023, 12:51 Uhr

Darstellung: