Die Felsformation der Externsteine bei Sonnenaufgang

Teutoburger Wald

Die Externsteine

Die Externsteine im Teutoburger Wald sind ein Naturdenkmal und eine Kultstätte: 13 graue Sandsteinfelsen ragen hier in den Himmel. Der Name "Externsteine" kommt wahrscheinlich von den Elstern, da hier früher sehr viele dieser Vögel zu finden waren.

Von Kerstin Zeter

Geologie der Externsteine

Schon der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe schrieb über die Externsteine: "Man mag sich drehen und wenden, wie man will, man findet sich wie in einem magischen Kreis gefangen..." So ähnlich scheint es hier manchem zu gehen, schließlich kommen an gut besuchten Tagen etwa 50.000 Besucher zu den Externsteinen.

Die Felsen gelten als größter Besuchermagnet des Teutoburger Waldes und sind etwa 70 bis 100 Millionen Jahre alt. Vor 100 bis 135 Millionen Jahren befand sich an dieser Stelle ein kreidezeitliches Flachmeer, in dem sich Sedimente ablagerten. Noch heute findet man in der Umgebung der Externsteine Fossilien von Krebsen, Muscheln und sogar Wasserlilien.

Als sich dann durch Plattenverschiebung das Mittelgebirge Teutoburger Wald bildete, wurden die ursprünglich flach liegenden Sandsteinfelsen senkrecht hochgedrückt. Durch den Druck entstanden auch Klüfte und Spalten, durch die sich im Laufe der Jahrmillionen das Flüsschen Wiembecke gefressen hat, das heute zu einem Teich aufgestaut ist. So entstand das Bild der heutigen Felsen.

Felsformation der Externsteine

Die Externsteine haben skurrile Formen

Frühgeschichtliche Nutzung

Für unsere Vorfahren waren die Externsteine wahrscheinlich bereits während der Steinzeit von Bedeutung. Funde wie Stielspitzen, Feuersteingeräte, Klingen und Steinschlagplätze aus der Altsteinzeit beweisen, dass sich hier etwa 10.000 vor Christus bereits Menschen aufgehalten haben.

Auch von Jägern und Sammlern der Mittelsteinzeit – also etwa 8000 bis 4000 vor Christus – gibt es Fundstücke. Sie suchten an den Felsen während der Jagd nach Wild wohl Schutz.

Aus der Jungsteinzeit, der Bronze- und Eisenzeit allerdings fehlen solche Belegfunde. Archäologische Grabungen brachten erst wieder mittelalterliche Keramikfunde aus dem 10. bis 14. Jahrhundert ans Licht.

Streit um die Externsteine

Seit beinahe 500 Jahren tobt um die mögliche Nutzung der Externsteine ein erbitterter Wissenschaftsstreit. War hier vielleicht ein Kultplatz der frühen Germanen, der Kelten oder der Römer? Oder wurden die Anlagen erst wieder zur Zeit des Christentums genutzt?

Interpretationen gibt es viele: von Kunsthistorikern, Religions- und Kirchengeschichtlern, Volkskundlern, Astronomen und Archäologen. Aber das Rätsel um das tatsächliche Alter und die Nutzung der Anlagen bei den Externsteinen ist bis heute ungelöst, ähnlich wie beim Steinkreis von Stonehenge in Südengland.

Zwar gibt es jede Menge christlicher Zeugnisse. Aber gerade das würde auch für eine vorchristliche Nutzung sprechen, da seit der Anweisung von Papst Gregor I. aus dem Jahre 601 christliche Anlagen bevorzugt an heidnischen Stätten errichtet wurden.

Während des Nationalsozialismus' wurden an den Externsteinen umfangreiche archäologische Ausgrabungen durchgeführt, in der Hoffnung, Nachweise für eine vorchristliche Nutzung zu finden.

Doch man konnte den germanischen Ursprung der Anlage nicht beweisen, also wurden die Fundstücke einfach unter den Tisch fallen gelassen, teilweise sogar Beweise gefälscht und die Anlage ohne wissenschaftlichen Nachweis für germanisch erklärt. Die Externsteine galten fortan als die nationale germanische Kultstätte, ein altgermanisches Sonnenheiligtum, ein deutsches Nationaldenkmal.

Fakt ist: Die Externsteine und die dort befindlichen Anlagen sind weltweit einmalig und daher auch wissenschaftlich nicht eindeutig einzuordnen. Aber vielleicht ist es ja gerade das Rätselhafte, das die Menschen hier in ihren Bann zieht.

Externsteine bei Sonnenaufgang

Im Juni wird die Sommersonnenwende bei den Externsteinen gefeiert

Die Höhenkammer

Zu den beeindruckendsten, von Menschenhand geschaffenen Anlagen an den Externsteinen gehört die sogenannte Höhenkammer – ein gestalteter Raum, der romanische Formen trägt und bei dem heute die Decke fehlt. Auch die Nutzung der Höhenkammer ist nicht eindeutig geklärt.

Die Vertreter der vorchristlichen These sehen in ihr eine urzeitliche Sternenwarte (Observatorium). Sie weisen darauf hin, dass auf der Außenseite des Rundfensters Bearbeitungsspuren zu finden sind und dass durch das Rundfenster zur Sommersonnenwende die ersten Sonnenstrahlen einfallen. Sie sehen in der Nische, dem Ständer und dem Rundfenster Teile einer astronomischen Station.

Die Vertreter der christlichen These dagegen denken, dass der Raum zu einer Kapelle am Fuß der Felsen gehörte. Die Säule ist ihrer Ansicht nach Teil eines Altartisches, bei dem die Platte fehlt.

In einen Fels ist eine bogenförmige Aussparung geschlagen. Darin befindet sich ein kreisrundes Loch, durch das Licht fällt. Seitlich und oberhalb des Bogens sind ein Kreuz und weitere Symbole eingemeißelt.

Sternenwarte oder Kapelle?

Die Grotten

Im unteren Teil der Felsen sind drei künstlich geschaffene Grotten angelegt, die miteinander verbunden sind. Die aus dem Fels gehauene Petrusfigur gab der ersten kleinen Grotte ihren Namen: Petrusgrotte. Durch sie gelangt man in die zehn mal drei Meter große Hauptgrotte.

An Wänden und Decke erkennt man, dass der Stein bearbeitet und der Raum architektonisch gestaltet wurde. Entstanden sind die Grotten durch die Technik der Brandsetzung. Hierzu legte man riesige Feuer, die den Stein porös machten, so dass er sich hinterher leichter bearbeiten ließ.

Viele Wissenschaftler vermuten in diesem Raum eine ehemalige Kapelle. Dafür spricht eine Weihinschrift von 1115, die beweist, dass hier Bischof Heinrich von Paderborn in jenem Jahr etwas geweiht hat. Was genau, das bleibt in den historischen Quellen unklar – eventuell diesen Raum zur Kapelle, denn mittelalterliche Urkunden aus dem 14./15. Jahrhundert erwähnen an den Externsteinen eine Kapelle.

Im hinteren Teil der Hauptgrotte schließt sich die Nebengrotte an, die von Vertretern der christlichen These als Sakristei interpretiert wird.

Das Felsengrab

Am Fuß der Felsen, nahe dem kleinen gestauten See, befindet sich der sogenannte Grabfelsen. In den Gesteinsblock wurde eine bogenförmige Nische eingearbeitet. In ihrem Boden ist menschengroß der Umriss einer liegenden menschlichen Gestalt ausgehoben.

Diese Art des Torbogengrabes war seit der frühen Christenheit eine beliebte Bestattungsform. Doch hier ist niemand beerdigt, denn das Felsengrab war immer offen und der Witterung ausgesetzt. Vertreter der christlichen These sehen hierin eine Nachbildung des Grabes von Jesus Christus in der Grabeskirche in Jerusalem.

(Erstveröffentlichung: 2006. Letzte Aktualisierung: 29.04.2020)

Quelle: WDR

Darstellung: