Hirnforschung und Musik

Hirnforschung

Hirnforschung und Musik

Bildgebende Verfahren geben Einblicke, was im Gehirn beim Musikhören vor sich geht. Die Bilder zeigen, wie viele Areale des Gehirns beim Musikmachen beteiligt sind.

Im Gehirn zu sehen, was beim Musikhören passiert, wurde erst möglich durch bildgebende Verfahren wie die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT). Dabei lässt sich erkennen, welche Art von Musik wir hören, ob wir Berufsmusiker sind oder ob uns Musik gar nicht anspricht. Eine Studie zeigt sogar: bei Jazzpianisten laufen andere Hirnprozesse ab als bei klassischen Pianisten.

Das Gehirn verrät, welche Musik wir hören

Welche Musik wir hören, verrät das Muster unserer Hirnaktivität. Ob und wie sich das Muster der Aktivität auch zwischen verschiedenen Musikgenres unterscheidet, hat vor einigen Jahren ein Forscherteam um den Studienleiter Vinoo Alluri von der Universität von Iyväskylä in Finnland untersucht.

Für ihre Studie spielten sie Probanden unterschiedliche Musikstücke vor, darunter Ausschnitte aus einem Vivaldi-Konzert, ein Jazzstück von Miles Davis, Blues, einen argentinischen Tango und ein Stück von den Beatles. Während die Teilnehmer der Musik zuhörten, zeichneten die Forscher die Aktivität ihres Gehirns mit Hilfe der Magnetresonanztomografie auf.

Wie vermutet, gab es einige Gehirnareale, die von allen Musikgenres aktiviert wurden, aber es gab auch Unterschiede: Besonders komplexe Musikstücke lösten eine höhere Aktivität im rechten Schläfenlappen aus. Und bei Liedern mit Text, beispielsweise Popsongs, verschob sich die Aktivität von der linken überwiegend in die rechte Hirnhälfte.

Hirnforschung und Musik

Einige Gehirnareale werden von allen Musikgenres aktiviert

Leipziger Musik-Studie: Wie unterscheiden sich die Gehirne von Klassik- und Jazzpianisten?

Es ist schon länger bekannt, dass Musiker andere Gehirnstrukturen haben als Nicht-Musiker. Neu hingegen ist, dass bei Jazzpianisten andere Prozesse im Gehirn ablaufen als bei klassischen Pianisten, selbst wenn sie das gleiche Musikstück spielen. Das haben Leipziger Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in ihrer Studie vom Januar 2018 festgestellt. Der Grund: Die beiden Musikstile fordern den Musikern unterschiedliche Fähigkeiten ab.

Klassikpianisten

Die Aufgabe von Klassikpianisten ist es, ein Stück einfühlsam zu interpretieren. Sie konzentrieren sich beim Spielen besonders darauf, wie sie ein Stück spielen. "Dadurch scheinen sich unterschiedliche Abläufe im Gehirn etabliert zu haben, die während des Klavierspielens ablaufen und den Wechsel in einen anderen Musikstil erschweren", so Daniela Sammler, Neurowissenschaftlerin und Leiterin der Studie.

Jazzpianisten

Bei Jazzpianisten geht es vor allem darum, eine Melodie fantasievoll zu interpretieren und zu variieren. Deshalb reagieren Jazzpianisten normalerweise schneller auf eine unvorhergesehene musikalische Situation und können ihr Klavierspiel trotzdem leicht fortführen. "Als wir sie während einer logischen Abfolge von Akkorden plötzlich einen harmonisch unerwarteten Akkord spielen ließen, begann ihr Gehirn viel früher, die Handlung umzuplanen als das Gehirn klassischer Pianisten“, erklärt Roberta Bianco, Erstautorin der Studie.

Wenn es aber darum geht, ungewöhnliche Fingersätze zu nutzen, hatten in der Leipziger Studie die klassischen Pianisten die Nase vorn.

Hirnforschung Klavier

Beim Spielen von Jazz und Klassik laufen unterschiedliche Prozesse im Gehirn ab

Berufsmusiker haben andere Hirne als Laien

Forscher der Universität Jena haben in Zusammenarbeit mit Gottfried Schlaug von der Harvard Medical School in Boston herausgefunden, dass sich die Gehirne von professionellen Musikern auffällig von jenen der Nichtmusiker unterscheiden.

Gehirnareale, die für das Hören, das räumliche Sehen und das Umsetzen von Bewegung zuständig sind, waren bei Musikern deutlich vergrößert. Wahrscheinlich, weil Musiker in ihrem Spiel nicht nur vorausdenken und die passenden Bewegungen zur Musik ausführen müssen, sondern gleichzeitig auch überprüfen sollen, ob sie richtig gespielt haben.

Musik spricht nicht alle Menschen an

Nicht jeder kann sich für Musik begeistern. Während Musikliebhaber in den höchsten Tönen von ihren schönsten Konzerten schwärmen, berührt das andere gar nicht.

Neurowissenschaftler um Josep Marco-Pallarés von der Universität Barcelona haben im März 2014 herausgefunden, dass einige Menschen völlig immun sind gegen jede Wirkung von Musik. Die Forscher sprechen von Anhedonie - der Unfähigkeit, Freude zu empfinden.

In Tests erkannten die Teilnehmer zwar, ob Musik fröhlich oder traurig war, aber sie ließen sich von den Gefühlen nicht anstecken. Die Forscher vermuten, dass ihr Belohnungssystem im Gehirn anders funktioniert. Denn die Studienteilnehmer waren durchaus zur Freude fähig, beispielsweise, wenn sie in einem Spiel Geld gewinnen konnten. Nur Musik hatte bei ihnen keine Auswirkung.

Quelle: BR | Stand: 19.05.2021, 17:30 Uhr

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