Das Leben auf einer Alm in den 1960er-Jahren

Planet Wissen 14.12.2023 03:26 Min. Verfügbar bis 14.12.2028 WDR Von Fritz Meingast

Alpen

Landwirtschaft in den Alpen

Im 11. Jahrhundert erlebte der Alpenraum eine agrarische und damit verbunden auch eine kulturelle Blütezeit, die die Landwirtschaft der Alpen bis ins 20. Jahrhundert prägte. Im Mittelalter setzte politisch eine Phase der Stabilität ein.

Von Sabine Kaufmann

Die Staffelwirtschaft

Zu dieser Zeit kommt es zu einer deutlichen Erwärmung des Klimas, mit der Folge, dass zuerst in den West-, dann in den Ostalpen die Wälder gerodet und die landwirtschaftlich genutzten Flächen ausgeweitet werden. Gewerbe und Handwerk kommen in Schwung, und auf den neuen Märkten werden Käse, Gemüse und Fleisch gehandelt.

Die Landwirtschaft perfektioniert sich im Hochmittelalter in Form der Staffelwirtschaft. Die Alpenflächen werden vertikal in unterschiedliche Höhenstufen eingeteilt, was es den Bauern ermöglicht, die Terrassen im Lauf des Jahres unterschiedlich zu nutzen.

Die Erträge der einzelnen Ebenen müssen so miteinander kombiniert werden, dass eine Familie davon leben kann. Die Täler dienen vorzugsweise dem Getreideanbau, während man auf den höheren Lagen das Vieh grasen lässt.

Die romanische Bergbauernwirtschaft

Streng genommen muss man die alpine Landwirtschaft in romanische und germanische Regionen unterteilen. In der romanischen Bergbauernwirtschaft, die überwiegend im Raum der Südalpen anzutreffen ist, haben Ackerbau und Milchwirtschaft den gleichen Stellenwert.

Die Bauern nutzen die sonnigen Flächen als Äcker, während die Wiesen auf die schattigen Standorte der höheren Lagen verdrängt werden. Die Ackerflächen und gedüngten Wiesen befinden sich im Privatbesitz, die Almweiden und der Wald sind für alle da.

Die agrarische Nutzung der Flächen ist dreigeteilt und entsprechend besiedelt. So spricht man von einer Winter-, Sommer- und Almsiedlung, die von mehreren Familienmitgliedern entsprechend der Jahreszeit bewohnt und bewirtschaftet wird.

Architektonisch spiegelt sich die romanische Besiedlung, die noch durch die Realerbteilung begünstigt wird, in kleinen, meist verwinkelten Steinhäusern, die zu "Haufendörfern" zusammengewürfelt sind, wider. Ökonomisch sind die romanischen Bergbauern autark. Nur Salz muss zur Konservierung von Lebensmitteln eingeführt werden.

Die germanische Berglandwirtschaft

Am feuchten Alpennordrand und in den Ostalpen ist der Getreideanbau so ungünstig, dass in der germanischen Berglandwirtschaft die Viehwirtschaft dominiert. Im Landschaftsbild der Nordalpen fehlen daher die Ackerterrassen. Die Bauern nutzen die Äcker nur zwei bis drei Jahre zum Getreideanbau, danach sind sie wieder Grünfläche.

Im germanischen Raum gehören jede Weide und der Wald fest zum Hof, der das ganze Jahr über Lebens- und Arbeitsmittelpunkt einer Familie ist. Die Almen dienen nur wenige Wochen im Jahr als Weidegrund.

Bauernhof in Tirol.

Typisch für den germanischen Raum: verstreut liegende Einzelhöfe

Die bäuerliche Arbeit beschränkt sich nicht nur darauf, Lebensmittel zu produzieren, sondern sie muss auch den Erhalt des Boden und der Natur garantieren. So lautet die Devise der Alpenbauern: "Gib den Hof so an deinen Sohn weiter, wie du ihn vom Vater erhalten hast."

Im germanischen Raum, wo meist nur ein Sohn erbberechtigt ist, prägen daher verstreut liegende, stattliche Holzbauernhöfe das Landschaftsbild.

Da der Ackerbau wesentlich arbeitsintensiver ist, gleichzeitig aber auch mehr Menschen ernähren kann als die Viehwirtschaft, ist die Bevölkerungsdichte in den romanischen Alpentälern drei- bis viermal so hoch wie in den germanischen Regionen.

Durch Arbeitskraft und kulturelle Wertschöpfung verwandeln Generationen von Bewohnern die Alpen in einen Lebens- und Wirtschaftsraum – in eine Kulturlandschaft, wie wir sie heute kennen.

Almen sind einzigartige Kulturlandschaften

Planet Wissen 21.04.2022 03:23 Min. UT Verfügbar bis 10.02.2026 SWR

Quelle: SWR | Stand: 10.12.2020, 15:57 Uhr

Darstellung: