Pflege – nix für Luschen!

Planet Wissen 12.07.2022 03:16 Min. UT Verfügbar bis 03.05.2026 SWR

Pflege

Empathie-Training soll Pflegekräfte vor Burnout schützen

Pflegekräfte in Krankenhäusern und Pflegeheimen arbeiten oft unter so großem Zeitdruck, dass sie ihre eigenen Ansprüche an gute Pflege nicht mehr umsetzen können. Psychische Belastungen können die Folge sein. Das Projekt "empCare" will Abhilfe schaffen.

Von Angelika Wörthmüller

Emotionale Erschöpfung ist bei Pflegekräften weit verbreitet

Wer täglich im Beruf kranke und hilfsbedürftige Menschen pflegt, leistet einen unersetzlichen Dienst in der Gesellschaft. Gleichzeitig haben ausgerechnet diese Menschen ein auffallend hohes Krankheitsrisiko.

Die sogenannte NEXT-Studie ("Nurses early exit study") mit Datenerhebungen in den Jahren 2003 und 2011 ergab, dass 36 Prozent des Pflegepersonals in Deutschland unter emotionaler Erschöpfung litten. Die Hälfte gab an, mehrmals im Jahr daran zu denken, den Beruf aufzugeben.

Bekannt ist, dass etwa ein Viertel der Pflegekräfte Burnout-Symptome hat.

Mitarbeiterin des Monats – Pflegekräfte brauchen Selbstfürsorge

Planet Wissen 12.07.2022 04:28 Min. UT Verfügbar bis 03.05.2026 SWR

Pflegekräfte: Überlastung kann zu abweisendem Verhalten führen

Bei der Entstehung von Erschöpfung bei Pflegepersonal spielt Empathie eine wichtige Rolle, also das Einfühlen in die hilfsbedürftigen Personen. Pflegekräfte wünschen sich, den Ansprüchen der Kranken gerecht zu werden.

Der Wunsch zu helfen war oft ein wesentlicher Grund, den Pflegeberuf überhaupt zu ergreifen.

Doch steigende Anforderungen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen, gekoppelt mit zunehmender Personalknappheit, setzen Krankenschwestern und Pfleger oft so unter Druck, dass kaum mehr Zeit bleibt, auf die Patienten einzugehen.

Oft können die Pflegenden den eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden. Die daraus entstehende psychische Belastung kann so groß werden, dass Pflegende es nicht mehr aushalten und aus dem Beruf aussteigen.

Manchmal entstehen aus der Unzufriedenheit auch ein unterkühltes Verhalten und Aggression. Die Pflegenden werden barsch gegenüber den Patienten, lassen sie abblitzen, legen sich ein dickes Fell zu, um nicht länger unter der Überlastung zu leiden.

Pflegekräfte in der Empathie-Falle

Planet Wissen 12.07.2022 05:51 Min. UT Verfügbar bis 03.05.2026 SWR

Pflegende brauchen selbst Pflege

Empathie im Berufsalltag erleben und gleichzeitig ausreichend Selbstschutz aufbauen – das lernen Pflegekräfte im Projekt "empCare", das an den Universitätskliniken Köln und Bonn entwickelt wurde.

Unter der Überschrift "Pflege für Pflegende" erfahren Pflegekräfte in zweitägigen Trainings, dass sie Mitgefühl nicht ersticken müssen, um ihren fordernden Berufsalltag zu überstehen. Stattdessen können sie lernen, nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst da zu sein.

Die eigenen Bedürfnisse überhaupt wahrzunehmen, Selbstfürsorge einzuüben – das geht zunächst gegen die Gewohnheiten und erfordert geduldiges Üben. Deshalb bietet das Projekt empCare über den Zeitraum von einem Jahr drei bis vier weitere Coachings an.

Langfristig ist geplant, das Empathie-Training in Aus- und Fortbildung von Pflegekräften zu integrieren und zum Bestandteil fortlaufender, berufsbegleitender Coachings zu machen.

Projekt "empCare" kann Pflegekräfte entlasten

Das Projekt empCare wird von der Universität Duisburg-Essen evaluiert. Erste Ergebnisse zeigen, dass es tatsächlich eine Entlastung für Pflegekräfte bringt. Pflegewissenschaftler Andreas Kocks, der empCare mitentwickelt hat, hofft, dass es künftig in ganz Deutschland Verbreitung findet und dazu beiträgt, den Pflegeberuf wieder attraktiver zu machen.

Quelle: SWR | Stand: 23.03.2020, 10:00 Uhr

Darstellung: