Blick von oben über die Dächer eines Dorfes und aufs Meer

Mitteleuropa

Slowenien

Badestrände und schneebedeckte Gipfel, Moore, Höhlen und verwunschene Wälder – Slowenien ist ein vielfältiges Land zwischen Österreich, Italien, Ungarn und Kroatien. Die kulturellen Einflüsse der Nachbarländer prägen den mitteleuropäischen Staat.

Von Claudia Füßler

Baden und wandern

Am Vormittag ans Mittelmeer, am Nachmittag in die Berge: Die vergleichsweise kurzen Distanzen und verschiedenen Landschaftsformen in Slowenien machen das möglich. Während man im Südwesten fast 50 Kilometer lang an der Adria flanieren oder radeln kann, erstrecken sich im Nordwesten des Landes noch Teile der Alpen – hier liegt mit dem Triglav auf 2864 Meter Höhe auch die höchste Erhebung.

Die Landesmitte prägen ausgedehnte Karstflächen, im Osten gehen Mittelgebirge und hügelige Gebiete schließlich in die Pannonische Tiefebene über. Diese landschaftliche Vielfalt spiegelt sich auch im Klima. Slowenien wartet mit einer Mischung von heißen Sommern und kalten Wintern auf.

Etwas mehr als zwei Millionen Menschen leben auf einer Fläche von rund 20.000 Quadratkilometern. Damit ist die Bevölkerungsdichte nicht einmal halb so groß wie in Deutschland. Die beiden mit Abstand größten Städte Sloweniens sind die Hauptstadt Ljubljana (deutsch: Laibach) mit knapp 300.000 Einwohnern und Maribor mit rund 100.000 Einwohnern.

Rund 70 Prozent der Slowenen gehören dem römisch-katholischen Glauben an, etwa 65 Prozent der Bevölkerung sind zwischen 15 und 64 Jahre alt. Die Amtssprache ist Slowenisch, allerdings sprechen viele Slowenen recht gut Englisch und mitunter auch Deutsch.

Blick von unten durch Bäume an eine steil nach oben ragende Felswand vor blauem Himmel

Steile Felswände ragen im alpinen Slowenien auf

Ein wirtschaftlich stabiler Staat

Slowenien ist eine parlamentarische Republik. Das bei den ersten demokratischen Wahlen im April 1990 gewählte Parlament verabschiedete im Dezember 1991 eine Verfassung, die das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit, der freien Marktwirtschaft, die Menschen- und Bürgerrechte sowie den Schutz der Rechte nationaler Minderheiten garantiert. Als solche sind Italiener und Magyaren anerkannt.

Der Staatspräsident wird alle fünf Jahre direkt gewählt. Slowenien ist nicht in Regionen unterteilt, sondern in Gemeinden, insgesamt sind es 212. Seit 2004 ist Slowenien Mitglied der EU.

In den Jahrzehnten seit seiner Unabhängigkeit hat sich Slowenien zu einem wirtschaftlich stabilen Staat entwickelt. Die slowenische Wirtschaft stützt sich auf vier Säulen: Landwirtschaft, Industrie, Tourismus und Dienstleistungen.

Die Landwirtschaft wird hauptsächlich von der Viehzucht bestimmt, darunter vor allem Rinder und Schweine. Ein weiterer wesentlicher Teil gehört dem Weinbau. In den drei großen Weinbaugebieten Podravje, Primorska und Posavje werden zu gut drei Vierteln weiße Rebsorten angebaut.

Die Automobilindustrie sowie die Elektro- und Elektronikindustrie sind starke Branchen im Land, auch die Metallverarbeitung und die chemisch-pharmazeutische Wirtschaft spielen eine bedeutende Rolle.

Seitenaufnahme einer grauen Elektroladestation

Elektromobilität: eine Ladestation für umweltfreundliche Fahrzeuge in Ljubljana

Paradies für Outdoorsportler

Touristen lockt Slowenien vor allem mit dem Versprechen auf viel unberührte Natur. Artenvielfalt, klare Flüsse und Seen, einsame Gipfel und Grün soweit das Auge reicht – das sind die Faktoren, mit denen die slowenischen Urlaubsregionen sich bei Touristen anpreisen. Und das sehr erfolgreich: Rund fünf Millionen Menschen verbringen hier jährlich ihren Urlaub.

Slowenien ist vor allem für seine Ausgangsbedingungen für Outdoor- und Wintersportarten wie Wandern, Mountainbiken, Wildwasser- und Kajakfahren oder Skispringen bekannt. Im Nordwesten des Landes, in Planica, steht die zweitgrößte Skisprungschanze der Welt. Slowenische Spitzensportler haben sich besonders im Fußball, Handball und Basketball weltweit einen Namen gemacht.

Sport als Basis für eine gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist in Slowenien auch Staatssache. In einem nationalen Sportprogramm hat sich die Regierung zur Aufgabe gesetzt, jedem Kind auch außerhalb des regulären Sportunterrichts in Schulen zu ermöglichen, seinen sportlichen Neigungen nachzugehen und diese zu fördern.

Mit Moos bewachsene Steine an einem See mit kleinem Wasserfall

Ursprünglich und unberührt: die Natur im Soča-Tal

Wechselvolle Geschichte

Slowenien blickt auf eine sehr wechselvolle Geschichte. Als Verbindungsstelle zwischen Orient und Okzident ist die Region auf dem Balkan immer ein Ort gewesen, an dem sich Handelswege kreuzen und Kulturen mischen.

Es waren Stämme der Illyrer, die sich in der Frühzeit vom Soča-Tal Richtung Osten bis Novo Mesto niederließen und später mit den Kelten mischten. Diese gründeten etwa 200 vor Christus das Königreich Noricum, das knapp 200 Jahre später ans Römische Reich fiel.

Nachdem dieses wiederum zerfallen war, entstand ab 630 das erste slawische Reich. Der Frankenkönig Karl der Große machte sich die Fürstentümer des zerfallenden slawischen Reiches ab 788 untertan, die Slawen wurden entmachtet und die Region systematisch christianisiert. Im Mittelalter wuchs auch die heutige Hauptstadt Ljubljana zu neuer Größe heran, zuvor hatten an gleicher Stelle bereits die Römer gesiedelt.

Ab 1335 lebten die Slowenen unter habsburgisch-österreichischer Herrschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand das "Vereinigte Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen", das später in "Königreich Jugoslawien" umbenannt wurde. Slowenien erklärte seine Unabhängigkeit am 25. Juni 1991, wurde 2002 Mitglied der NATO und 2004 in die EU aufgenommen. Seit 2007 ist der Euro die Landeswährung.     

Blick auf die Dächer der Altstadt Ljubljanas, im Vordergrund eine Kirche

Die slowenische Hauptstadt Ljubljana hat mittelalterliche Wurzeln

UNSERE QUELLEN

(Erstveröffentlichung 2020. Letzte Aktualisierung 01.12.2020)

Quelle: WDR

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